Die Vorrunde der Europameisterschaft ist vorbei. Es ist der unvermeidliche seltsame Tag bei einem großen Turnier, an dem es das erste Mal kein Fußball gibt.
Ein großes Thema – neben einem nicht gegebenen Tor, das aus einer Abseitssituation entstanden ist (wodurch sich letztlich zwei Fehler ausgeglichen haben) – war die komplizierte Regelung, wer in der Vorrunde weiterkommt.
Was war daran kompliziert?
Es werden zusätzlich zu Punkten, Tordifferenz und geschossenen Toren auch die entsprechenden Werte aus dem direkten Vergleich punktgleicher Mannschaften herangezogen. So weit, so normal. Bevor man auslost oder unschöne Kriterien wie den UEFA-Koeffizienten heranzieht, ist das auf jeden Fall besser und wird auch schon lange so gemacht.
Was die Regel der UEFA komplizierter macht, ist, dass die Wertung des direkten Vergleichs nicht nachrangig zur üblichen Tabelle behandelt wird, sondern sozusagen zwischendrin. Wenn mehrere Mannschaften dieselbe Punktzahl haben, wird als erstes der direkte Vergleich zwischen diesen berücksichtigt und erst dann gegebenenfalls die Tore aus der Gesamttabelle.
Das ist so ungewohnt, dass ein Reporter am letzten Spieltag einer Gruppe zweimal vergeblich versucht hat, die Regeln zu erklären, und dann entnervt darauf verwies, dass man ja Blitztabellen anbiete. Nach dem Motto, der Computer rechnet’s schon aus, das muss man nicht selbst verstehen.
Deutlich wird das Problem zum Beispiel in Vorrunden-Gruppe A. Die Tabelle sah am Ende wie folgt aus:
Als Fußball-Interessiertem wollen sich einem erstmal die Zehnägel aufrollen. Die Tabelle ist doch falsch! Russland muss vor Griechenland stehen, weil es die bessere Tordifferenz hat! Muss es natürlich nicht, weil Griechenland den direkten Vergleich 1:0 gewonnen hat. Aber das verschweigt die Tabelle.
Wie wäre es mit folgender Darstellung? Sie ist zwar etwas umfangreicher, aber man sieht, wer warum auf welchem Platz steht.
Tschechien ist vorne, weil es mehr Punkte hat als alle anderen, Polen ist letzter. Zwischen den punktgleichen Griechen und Russen entscheidet die nächste Spalte, die Punktzahl aus dem direkten Vergleich, und voilà, na klar: Griechenland ist vorne.
Für einen komplizierteren Fall müssen wir die Ergebnisse der EM „frisieren“. Nehmen wir an, Spanien hätte gegen Kroatien am letzten Spieltag der Gruppe C nicht in der 88. Minute das entscheidende Tor gemacht, man hätte sich mit einem 0:0 getrennt. Das hätte folgende Tabelle zur Folge gehabt:
Das erklärt nun gar nichts mehr. Die Mannschaften stehen da wie ausgewürfelt. Hier die bessere Darstellung…
Schon weiß man bei jeder Mannschaft, warum sie auf ihrem Platz steht. Man muss die Tabelle nur von links nach rechts durchgehen. Irlands Platz entscheidet sich in der Punkte-Spalte (Aber die Fans sind Europameister!), Italiens an den mehr geschossenen Toren im direkten Vergleich, und die letzte Spalte trennt Spanien und Kroatien.
Die Regel ist nicht einfach, zugegeben. Aber sie soll für mehr Spannung bis zum letzten Spiel sorgen, das ist seinen Preis wert. Und wenn man sich etwas Gedanken über die Darstellung macht, dann ist die Regel auch besser zu verstehen.
Ich habe hier mal, wie wohl alle außer der Wikipedia, die „Änderung auf Seite 9, Absatz 8.07 gemäss UEFA-EURO-2012-Informationsschreiben Nr. 17 /2012 vom 23.03.2012“ unterschlagen. Die macht’s dann doch noch komplizierter.