Mein neuer Rechner (2020)

Ich wollte mir schon länger einen neuen PC zusammenbauen. Sechseinhalb Jahre nach meinem letzten großen PC-Eigenbau war es nun soweit.

Ich hatte noch auf die neue AMD-Prozessorgeneration gewartet. Nun, mit den Ryzen-3000-Prozessoren, ist es keine unvernünftige Entscheidung mehr, fürs Spielen auf den David AMD statt auf den Goliath Intel zu setzen. (Intels Gewinn beträgt ein Mehrfaches von AMDs gesamtem Umsatz!) Und ich wollte zum ersten Mal auf einen c’t-Bauvorschlag setzen, statt mir jedes Teil einzeln auszusuchen. Eines morgens hatte ich überlegt, die c’t mal anzuschreiben, wann Vorschläge für die neuen AMD-Prozessoren kommen. Abends lag dann die neue Ausgabe mit drei Ryzen-3000-Bauvorschlägen im Briefkasten. Nicht das erste Mal, dass c’t meine Gedanken lesen konnte…

Ein paar Wochen vor Weihnachten hatte ich die Teile schon mal bei ein/zwei Händlern rausgesucht, mich aber doch noch nicht zum Kauf entschlossen. Zwei Wochen später wollte ich dann wirklich zuschlagen – musste aber feststellen, dass das eine oder andere von der c’t empfohlene Teil nicht mehr gut lieferbar war. (Ob die c’t da einen Einfluss auf den Markt hatte?) Kurz und gut, ich habe die Teile Mitte Dezember bestellt, Mitte Januar konnte ich dann den Rechner vollenden. Das war wohl nichts mit „zwischen den Jahren“ Rechner bauen.

Gutes neues Zeug

In meiner Ungeduld Für Geschwindigkeitsmessungen habe ich die Grafikkarte schon mal in den alten Rechner eingebaut. Und fest­gestellt, dass da ein Problem lauerte: Die neue Grafikkarte hatte nur DisplayPort- und HDMI-Ausgabe, der alte Monitor nahm nur DVI und VGA an. Da „musste“ ich wohl auch einen neuen Monitor kaufen – was eh für dieses Jahr geplant war (dazu später mehr). Ich habe mal nachgeschaut, wie alt der Monitor denn inzwischen war… satte 10 Jahre. Da kann man doch schon mal an einen neuen denken.

Und da gab es noch einen schönen Zufall: Am Tag, nachdem ich das festgestellt und mir eigentlich auch schon meinen nächsten Moni­tor ausgesucht hatte, kamen im Büro meine beiden neuen Monito­re an, ebenfalls, um zwei ungefähr 10 Jahre alte Schätzchen zu er­setzen. Und beim Umbau hatte ich schließlich ein Adapterkabel in der Hand, von HDMI auf DisplayPort. Genau das, was ich zu Hause brauchte. Ich hab es mir ausgeliehen – und trotzdem meinen neuen Monitor bestellt.

Schließlich waren dann doch alle Teile (und der Monitor) an­ge­kommen. Doch der Zusammenbau musste noch warten, mit zwei Zwergen, die alle Aufmerksamkeit fordern. Auch hat mich die Bauanleitung der c’t auf dem falschen Fuß getroffen, man musste sogar Umbauten am Gehäuse vornehmen. Der gefährlichste Augen­blick ist dann, wenn die CPU auf das Mainboard kommt und der Lüfter – mit einiger Gewalt! – raufgeklemmt wird. Und das mit der denkbar konzentrationsstörendsten Untermalung: Die Kinder, die wohl das Lied vom Eiermann gehört hatten, sich aber nur an das eine Wort erinnern konnten. Aus dem Wohnzimmer kam so in Endlosschleife: „Eiermann! … Eiermann! … Eiermann!“ Da soll sich mal jemand konzentrieren…!

Genug der vorsorglichen Ausreden. Ich habe den Prozessor mit Wärmeleitpaste eingesetzt, den Lüfter aufgesetzt, auf der einen Seite eingeschallt, wollte auf der anderen Seite den Hebel herun­ter­­drücken und fest­klemmen… und die CPU stellte sich quer und kam halb aus der Fassung. Denkbar ungünstig, wo doch die c’t extra warnt: „Achten Sie dabei darauf, keinen der empfindlichen Pins des Ryzen-Pro­zessors zu verbiegen.“ Und davon hat er 1331 Stück. Die Auskenner lachen vielleicht schon, für die Laien sei gesagt: Neben der Pro­zessor­fassung ist ein nicht gerade unauf­fälliger Hebel, den man nur zu drücken braucht, um den Prozessor so richtig fest­zu­klemmen. Als ich endlich drauf gekommen war, war der Rest einfach.

Dadurch, dass ich dieses Mal nicht jedes Teil handverlesen hatte, und auch vorher nicht gründlich geschaut hatte, was mich da erwartet, wurde ich ein wenig überrascht. Besonders vom Main­board, das kräftig rot leuchtende LEDs hat, was vom Gehäuse dann auch noch reflektiert wird. Außerdem rät die c’t dazu, das Gehäuse oben nicht ganz zu schließen, so dass man doch ordentlich ange­leuch­tet wird. Für Windows gibt es ein Tool, diese Lichtver­schmut­zung abzu­schalten – für Linux nicht. Also musste eine andere Lösung her. Was 2013 ein Pappschächtelchen gewesen war, sollte nun ein Styropor­steifen sein. Inmitten von Verpackungsmaterial der Hardware-Sendungen, das ich für geplante eBay-Verkäufe alter Hardware noch nicht weg­geworfen hatte, kam mir die Idee, einen Streifen passen­der Größe zuzuschneiden, ihn in der Mitte ein­zu­schlitzen und bei den LEDs über die Mainboardkante zu schieben. So ist aus dem hellen Leuchten ein leichtes Glimmen geworden, das nicht mehr stört.

 

 

 

 

 

 

Aber, was steckt denn nun drin? Es ist der „Ryzen-Allrounder“ mit ein paar Modifikationen: Statt eines Sechskerners habe ich den nächstgrößeren, den Achtkerner 3700X gekauft. (Während ich mich 2013 noch mokiert hatte, dass ich einen Vierkerner durch einen Vier­kerner ersetzt hatte…) Die CPU hält bei mir lang, die letzte wie gesagt 6 1/2 Jahre, da wollte ich ein paar Euro mehr einsetzen. Bei der Grafik­karte wollte ich nicht zu viel ausgeben, die wird öfter aktualisiert. Außerdem hätte ich bei der von der c’t vorgeschla­genen RTX 2060 Super das Gefühl, für Raytracing-Hardware zu bezahlen, die sich vermutlich derzeit selbst unter Windows noch nicht sehr sinnvoll nutzen lässt. Es ist daher die neue GTX 1660 Super ge­worden, ohne Raytracing-Kerne. Vom alten Rechner über­nommen habe ich das recht neue Netzteil, die SSDs, die Daten­grab-Festplatte und den DVD-Brenner. Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit habe ich sogar das Gehäuse ausgetauscht. Das alte war komplett „runter“, und USB 3 an der Front ist ja auch mal was Feines.

Einige haben gefragt, wie viel der Spaß gekostet hat, und ich wusste es gar nicht. Ich habe nun nochmal zusammengerechnet: Für die Rechnerteile habe ich etwa 950 € ausgegeben, für den Monitor 550 €. Wenn ich einen kompletten PC gebaut hätte, inklusive Stromversorgung, einer großen M.2-SSD und vielleicht einem DVD-Brenner, wären es so 1150 € geworden.

Beim ersten Anschalten hatte ich ein wenig Angst, dass ich vor lauter „Eiermann!“ der Prozessor zerstört haben könnte. Aber er lief. Doch dann die Enttäuschung: Der Rechner war zu laut. Er hat sogar wieder angefangen zu vibrieren, und sich erst mit einem dezenten Side-Kick mit dem Knie davon abbringen lassen. Beim alten hatte ich mich daran gewöhnt, aber der neue sollte ja besser sein. Die Lüfter waren es nicht, ich habe alle drei einzeln ange­halten. Außer­dem hatten die ja nicht im alten Rechner gesteckt. Der Lüfter vom Netzteil war auch unschuldig, ich habe ihn ausgebaut und mit einem Kuli gebremst. (Vorsichtig, da ist eine Menge Strom in der Kiste!) Dann kam ich drauf: Die Festplatte hat vibriert, und teilweise das ganz Gehäuse mitgenommen.

Daraufhin habe ich mich endlich mal damit beschäftigt, wie man unter Linux eine Festplatte stoppt, wenn sie nicht gebraucht wird – und meine heißt nicht umsonst „Datengrab“. Wie so oft war mir unter Debian Linux das Arch-Wiki behilflich. Nun ruht die Fest­platte, und der Rechner ist zwar nicht unhörbar, aber sehr leise.

Ich bin zufrieden!

Nur auf das mit der Festplatte hätte ich schon früher kommen können…

Nachtrag: … und ich hatte richtig Glück, dass ich vor den Versor­gungs­eng­pässen in der Corona-Krise aufgerüstet habe.

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