Meine Freundin und ich haben zum Geburtstag eine Zwei-Tages-Fahrt mit dem Hausboot geschenkt bekommen. Das Geschenk ist von meinem Papa und seiner Frau; die Organisation hatte die tollste Frau vonne Welt übernommen. Es war umwerfend.
Mittwoch Mittag ging es los, nach Brandenburg. (Die Stadt. Ich finde es ja immer noch irritierend, dass eine Stadt im Land Brandenburg „Brandenburg“ heißt.) Um 14 Uhr sollte die Bootsfahrt eigentlich starten, aber wie meist bei solchen Aktionen verzögerte sich das. Es wurde erstmal ordnungsgemäß das Besteck durchgezählt und das Benzin abgewogen, so dass man hinterher weiß, wieviel von beidem fehlt. Eine Einführung in die Bedeutung der Bojen und Seezeichen haben wir auch bekommen – und es uns so gut es eben geht gemerkt.
Schon das Losfahren war abenteuerlich. (Ja, tollste Frau vonne Welt, an dieser Stelle muss ich ehrlich sein.) Meine Freundin ist ja eigentlich die „Fahrerin“ von uns beiden. Aber nach dem Herausschieben des Boots trieb uns gleich die Havel zügig ab, auf Nachbarboote und eine Brücke zu, und ein Schiff kam auch noch den Fluss entlang. Ich habe schnell die Steuerung übernommen, das Boot halbwegs an Ort und Stelle und damit außerhalb der Hauptfahrrinne gehalten, und als das Schiff vorbei war, konnten wir wenden und richtig losfahren.
Das Gefühl war umwerfend. Ich kann es nur so beschreiben, dass ich mich als Kapitän gefühlt habe, auch wenn es ungefähr das Lahmste an motorisierter Nussschale war, das man unter den Füßen haben kann. Es ist ein tolles Gefühl, ein Gefährt über die Gewässer zu steuern. Und aufregend, einem dieser langen Transportschiffe zu begegnen. Und schön, wenn die meisten einem winken.
Die erste Nacht haben wir in einer Bucht des Breitlingsees verbracht. Festgemacht wird das Boot mit zwei „Steckstangen“, die man in den märkischen Sand schiebt (und gegebenenfalls festbindet, auf dass sie darin nicht versinken). Wir haben uns etwas Leckeres gegrillt und das Gewitter kam erst, als wir in der Koje lagen. Ein bisschen Angst hatten wir schon, aber die Stangen haben uns gehalten.
Am kommenden Tag sind wir östlich von Brandenburg die Havel hochgefahren, durch ein Naturschutzgebiet und eine Strecke mit vielen verträumten Seitenarmen. Als starker Regen aufkam, wussten wir uns nicht anders zu helfen, als einfach weiterzufahren. Ich habe die Schuhe ausgezogen – die trocknen so schlecht – und war froh, als es vorbei war. Nachmittags zogen einige Gewitter mehr oder weniger an uns vorbei und wir haben uns früh einen Platz für die Nacht suchen müssen. Aber wir wurden mit mehreren Regenbögen und einem Nachthimmel entschädigt, der mehr Sterne trug, als man in Berlin jemals zu Gesicht bekommt.
Auf der Rückfahrt heute hatte ich dann einen Augenblick der Angst: Ein langer Schlepper kam uns entgegen, und ich wusste nicht, wie und wohin ich ausweichen sollte. Diesmal hat die tollste Frau vonne Welt die Ruhe bewahrt und mir den Weg gewiesen.
Wir hatten zwei Tage voller Spaß, Natur, Abenteuer und Romantik. Jetzt schläft die tollste Frau vonne Welt hinter mir, und ich freu‘ mich auf meine zehn bis zwölf Stunden Schlaf heute Nacht…