Der neuste Spross der Egoshooter-Serie Call of Duty, von der ich vom ersten Teil an so einige gespielt habe, heißt Call of Duty – Black Ops II. Zu Beginn meines einwöchigen Urlaubs bin ich in den Laden gegangen und habe mir zwei Spiele gekauft. Eins davon ist Black Ops II. Das andere ist besser.
Mein bester Freund hat mich mal mit der Aussage irritiert, dass Call of Duty (ich weiß nicht mehr, welcher Teil) zu kurz sei. Es mag sein, dass die „Kampagne“, das Einzelspieler-Erlebnis, nicht übermäßig lang dauert. Aber es ist für die meisten wohl eh nicht der Kaufgrund für ein Call of Duty. Beim letzten Teil, den ich gespielt habe, Black Ops, habe ich mit der Kampagne angefangen, bin dann in den Mehrspielerteil gewechselt – und erst, als ich Black Ops II gekauft hatte, habe ich den Einzelspielerteil nochmal angefasst und (sozusagen der Ordnung halber) fertiggespielt. Call of Duty kauft man meist, um online zu ballern – und das macht lange Spaß.
Der erste Spieleindruck von Black Ops II im direkten Vergleich zum Vorgänger war… weich. Bonbon-artig. Die Schussgeräusche sind deutlich zahmer, und die Umgebung sieht irgendwie leicht Comic-artig aus. Das mag mit an der Map gelegen haben, ein sehr „cleanes“ Casino. Viel gerissen habe ich natürlich nicht, zumal ich in einem Missverständnis die klare Kennzeichnung von Freund und Feind abgeschaltet hatte.
Black Ops II hält einige Neuerungen parat. Wieder kann man eigene Kombinationen von Waffen, Aufsätzen und Extras erstellen. Neu ist, dass man freier in der Verteilung ist. Für zehn Punkte kann man die entsprechende Zahl von Ausrüstungsgegenständen bekommen. Man kann aber auch einen Punkt dafür investieren, dass man zum Beispiel ein zweites Extra aus Topf zwei haben darf oder statt zwei Waffenaufsätzen gleich drei. Man bezahlt also für solche Sonderwege doppelt, einmal für die Extraportion an sich und einmal für den gewählten Ausrüstungsgegenstand.
Eine weitere Neuerung ist, dass Belohnungen wie zum Beispiel Flugzeugeinsätze nicht mehr für mehrere virtuelle Abschüsse ohne eigenes Ableben („Kill-Streak“ genannt) vergeben werden, sondern für das Erreichen von bestimmten Punktzahlen. Dadurch werden in den Spielmodi, die nicht ausschließlich auf das Töten (virtuell – ich lass das jetzt mal weg, in der Hoffnung, dass es jedem klar ist) ausgerichtet sind, nicht mehr die Spieler belohnt, die das jeweilige Spielziel mehr oder weniger ignorieren und sich auf’s Abballern konzentrieren.
Beide Änderungen sind Verbesserungen. Bei den Kill-Streaks kann ich mir sogar nur schwer vorstellen, dass sie je zurückkommen. Es war zu unlogisch und hat das Team-Spiel untergraben. Dennoch spiele ich Black Ops II nicht so gerne wie den Vorgänger. Das liegt weniger am Sound oder den Maps. Es liegt an manchen Mitstreitern, und daran, dass man ihnen kaum ausweichen kann.
Man muss zugeben… es spielen nicht ausschließlich Intellektuelle Ego-Shooter. Nicht mal ausschließlich Erwachsene. Ehrlich gesagt treiben sich ’ne Menge Idioten in den Spielen rum. Wenn einer schlechter spielt, wird er gerne „noob“ (Anfänger) genannt. Wenn er besser spielt, ist er bestimmt ein „fucking hacker“. Für alle Mitspieler und Gegner taugt zum Beispiel „gay“. Mich regt sowas auf. Es ist mir egal, wie alt meine Mitspieler sind – solange sie sich wie halbwegs Erwachsene benehmen.
Und damit zum Problem von Black Ops II. Bei älteren Teilen hatte man einen sogenannten Server-Browser. Teams haben sich einen Server gemietet und den öffentlich zur Verfügung gestellt. Und dort auch ihre Regeln gemacht. Und als Spieler hat man sich einen Server aus einer langen Liste ausgesucht. Es gibt bei Black Ops II zwar weiterhin dedizierte Server (und nicht das Spiel auf einem beteiligten Rechner, wie bei Konsolen üblich – das unterbrochen werden muss, wenn dieser Rechner offline geht). Diese werden aber alle vom Hersteller verwaltet, und man kann sich nicht aussuchen, auf welchem Server man spielt. Bei den Vorgängern habe ich mich so lange auf verschiedenen Servern umgekuckt, bis sich herauskristallisiert hat, wo der Umgangston angenehm ist. Und da habe ich dann immer wieder gespielt. Das führt dann auch dazu, dass man immer mal wieder auf dieselben Leuten trifft. Diese Möglichkeit ist einem nun genommen. Man geht in die sogenannte Lobby, sucht sich einen Spielmodus aus und wird anderen Spielern zugewürfelt. Alternativ kann man gegen Freunde spielen, aber Black Ops II behauptet: „Du hast keine Freunde.“ Das ist so zwar nicht richtig, aber sie wollen halt nicht mit mir ballern.
Man kann sich durch den fehlenden Server-Browser keine Map mehr aussuchen – was nett war, mir aber nicht so wichtig ist – und man kann sich keine angenehme Umgebung mehr aussuchen. Und Letzteres ist für mich ein Spaß-Killer.
Gespannt bin ich noch auf die Liga-Funktion. Die wurde zum ersten Dezember aktiviert; ich habe sie noch nicht angetestet. Man wird da anhand der bisherigen Spiele eingeschätzt und in eine Liga mit vergleichbar starken oder schwachen Gegnern gelegt. Amateur-E-Sports, wenn man so will. Das könnte einem den Frust ersparen, wenn die Gegner mal wieder mehrere Klassen besser sind und man kaum zum Loslaufen kommt, bevor man wieder abgeschossen ist. Andererseits… will ich wissen, wie schlecht ich bin?
Übrigens soll die Einzelspieler-Kampagne von Black Ops II ziemlich gelungen sein. Im Gegensatz zu eigentlich allen anderen Call-of-Duty-Spielen gilt es gelegentlich, Entscheidungen zu treffen, die auch Folgen haben. Und man kann auch mal versagen, indem man zum Beispiel bestimmte Personen nicht erfolgreich beschützen kann, und das Spiel geht trotzdem weiter – führt einem aber auch die Auswirkungen vor Augen. Und es gibt eine Handvoll verschiedener Enden. Klingt gut. Muss ich mir bei Gelegenheit mal ankucken. Wenn ich mit dem anderen Spiel durch bin. Was ’ne Weile dauern dürfte.