Ende 2012 habe ich mein erstes Linux-Spiel gekauft. Und von einem Wunder geträumt. Das digitale Wunder findet längst statt. Inzwischen gibt es über 1150 Linux-Spiele auf Steam. Und jetzt ist das Wunder für mich auch in der analogen Welt geschehen. Ende 2013 habe ich ein Linux-Spiel im Laden gesehen. Nun habe eins gekauft, im Elektro-Markt um die Ecke. Doch vielleicht war das erste auch das letzte Mal…
Spiele digital und analog
Früher habe ich Steam boykottiert. Was ich davon hielt, habe ich hier dargelegt. Inzwischen kaufe ich Spiele meistens über Steam (oder, ebenfalls digital, bei Humble Bundle). Weil sie Linux unterstützen, aber auch, weil ich mich schlicht an den digitalen Vertrieb gewöhnt habe.
Ich habe mich damit abgefunden, ein Spiel nicht mehr im Elektromarkt „jagen“ zu gehen und daran, dass ich keine Packung mehr aufreißen darf. Weiterverkaufen wollte ich Spiele noch nie; ich habe noch heute mein erstes gekauftes Spiel (Athletic Land, 1984) – und alle späteren. Updates könnte ich abstellen, und die Steamwebsite läuft fast immer zuverlässig.
Was ich tatsächlich gelegentlich vermisse, ist etwas, was ich in meinem alten Beitrag nur beiläufig zum Steigern der Vorfreude auf der Heimfahrt erwähnt hatte: das Handbuch. Im Zeitalter der digitalen Verbreitung von Spielen ist es zum größten Teil durch Erklärungen innerhalb des Spiels ersetzt worden, und für die meisten Spiele ist das auch in Ordnung.
Bei Wasteland 2 habe ich das Handbuch jedoch vermisst. Beziehungsweise, es gab eins, und ich habe es mir als PDF heruntergeladen. Aber bei komplexen Spielen ist es eben doch besser, wenn man das Handbuch neben die Tastatur legen und gelegentlich nachschlagen kann. Aber da ich das Spiel für meine Übersetzungsbemühungen als Digitalversion bekommen hatte, habe ich es mir nicht noch einmal in der Schachtel gekauft.
Pillars of Eternity
Anders bei Pillars of Eternity. Das kickstarter-finanzierte klassische Rollenspiel hat Wertungen von 91 bei PC Games und 92 bei Gamestar bekommen, der internationale Durchschnitt bei Metacritic steht derzeit bei 90. Das musste ich haben!
Aber wie bei Wasteland 2 schreit ein klassisches Rollenspiel nach einem klassischen, auf echtem Papier gedruckten Handbuch. Das von Pillars of Eternity hat etwa 75 Seiten. Das wollte ich mir auch nicht ausdrucken. Und schon lange wollte ich ein Linux-Spiel im Laden kaufen. Gesagt, getan. Hier ist es…
Ich habe nicht auf die DVD geschaut, weil ich davon ausgegangen bin, dass die Version sowieso veraltet sein und Gigabytes an Patches benötigen würde. Ich habe gleich den Code auf der Packung bei Steam eingegeben und das komplette Spiel heruntergeladen. Erst nachher habe ich gesehen, dass auf der Box für die Installation unter Linux und Mac eh nur lapidar auf den Steam-Download verwiesen wird (siehe oberer Screenshot).
Tod der Spiele-Box
Und warum könnte ich zum letzten Mal ein Spiel im Laden gekauft haben? Nicht etwa, weil ich es bereut habe. Es werden schlicht immer weniger angeboten. PC-Spiele werden immer mehr digital und immer weniger in der Schachtel gekauft, und dementsprechend ist das Angebot im Markt um die Ecke von mehreren langen Regalreihen auf etwa zwei/drei Quadratmeter zusammengeschrumpft (die dann auch noch zur Hälfte aus Casual-Spielen bestehen).
Die Zukunft liegt im Download; ja eigentlich schon die Gegenwart. Ich weiß nur noch nicht, wo ich dann für komplexe Spiele meine Handbücher herbekomme. Und ein bisschen schade ist es schon um die schöne Box, die dann nicht im Regal landet…
Naja es gibt ja noch die Spezial Boxed Versionen. Die kosten aber auch bissel mehr.