Oxenfree – auch so ein Sonntagsspiel

Vor einer Weile habe ich ein Spiel, das man gut an einem ver­­pflich­­tungs­­frei­­en Tag durchspielen kann (und durchspielen sollte), „Sonn­­tags­­spiel“ genannt. Mein Beispiel war Firewatch. Gestern habe ich Oxenfree angefangen, ungeschickterweise an einem Montag – und bin spät ins Bett gekommen.

Oxenfree

Oxenfree fängt damit an, dass ein Grüppchen Teenager abends mit der Fähre auf eine verlassene Insel übersetzt. Sie wollen ein biss­­chen trinken und vielleicht noch andere „unangemessene“ Dinge tun. Wir steuern Alex, ein Mädchen, deren Bruder vor einer Weile gestorben ist und das nun gerade einen neuen Stiefbruder be­­kom­­men hat. Der Stiefbruder, ein alter Freund und zwei weitere Mäd­­chen sind mit von der Partie. Wie es sich für eine Tee­­nager-Grusel-Geschichte gehört, merkt man bald, dass auf der Insel etwas nicht stimmt, und natürlich wird in jugendlicher Neugier herauf­­be­­schwo­­ren, was lieber ruhen sollte.

Das Spiel besteht aus viel Herumlaufen, viel Dialog und ge­­le­­gent­­li­­chem Einsatz eines Radioempfängers. Das Dialogsystem ist ein wenig irritierend. Die Antwortmöglichkeiten bestehen nur be­­grenz­­te Zeit – je nach den Umständen mal länger und mal kürzer. Wenn keine (spontane) Antwort auch eine Antwort wäre, muss man halt schneller reagieren. Ent­­schei­­det man sich für eine Dialog-Option, unterbricht man häufig den, der gerade spricht. Man hat dann also nur die Möglichkeit, zu schweigen oder die anderen zu unter­­bre­­chen. Beim ersten Anspielen hat mich das gestört, ich bin dann aber doch gut damit zurechtgekommen. Man muss ja auch nicht immer was sagen. Und zentrale Dialogzeilen werden nicht unterbrochen, Alex wartet dann ab, bis sie dran ist.

Die Grafik von Oxenfree macht einen stimmigen, „gezeichneten“ Eindruck, Grafik- und Soundeffekte beunruhigen einen bei pas­­sen­­der Gelegenheit. Die Dialog-Vertonung ist sehr gut gelungen. Aller­­dings gibt es sie nur in Englisch; mir hat es geholfen, zum besseren Verständnis zu­­sätz­­lich die englischen Untertitel einzublenden.

Oxenfree ist mit Firewatch vergleichbar. Es lebt nicht von auf­­re­­gen­­den Spielmechaniken, sondern von den Beziehungen zwi­­schen den Be­­tei­­li­gten und der Atmosphäre, die es aufbaut. Während manche fanden, dass Firewatch am Ende nach­­ge­­lassen hätte (mir ging es nicht so), strebt Oxenfree seinem Höhe­­punkt ent­­gegen. Am Ende des Spiels wurde ich davon überrascht, dass ich mit den Dialogen durchaus Einfluss auf ver­­schie­­dene Dinge ge­­nom­­men hatte. Die Auswirkungen werden einem zum Schluss gezeigt und man erfährt, bei wie viel Prozent der Spieler dieser Aspekt sich ebenso entwickelt hat. Über den Rest des gezeigten Torten­­dia­­gramms verschiedener möglicher Resultate erfährt man jedoch nichts. Das könnte manche zu einem zweiten Spiel motivieren, um andere Ergebnisse zu pro­­vo­­zie­­ren. Außerdem gibt es ein „New Game Plus“, bei dem man „die Zeit­­linie fortführt“. Probiert habe ich beides (noch?) nicht.

Oxenfree ist für Linux, Mac OS und Windows für 20 Euro erhält­­lich (außerdem gibt es XBox-One- und PS4-Versionen). Über den an­­ge­­messenen Preis für ein Sonntagsspiel habe ich mich ja schon mal aus­­gelassen. Ich hab es für 10 Euro gekauft und bin voll zufrieden.

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