Heute erscheinen die neuen Prozessoren von AMD. Normalerweise sind neue Prozessoren schon lange keine große Sache mehr. Doch heute will David AMD es Goliath Intel zeigen.
Ein Prozessor (auch CPU genannt) ist der zentrale Chip im Computer, der die Berechnungen ausführt. Heutzutage tut er noch viel mehr, er stellt viele Hardwareschnittstellen bereit und enthält oft auch einen Grafikchip, der den meisten Leuten locker reicht. So kommt es dann zu Rechnern wie dem meiner Schwiegermama, bei dem der Prozessor fast alle Arbeiten übernimmt.
„Früher“, zu Zeiten von 386er oder „Pentium“, hatte man üblicherweise einen Prozessor von Intel. Dann kam AMD und überflügelte den Konkurrenten mit dem „Athlon“. Auch die 64-Bit-Technik, die sowohl 64- als auch 32-Bit-Programme schnell ausführen kann, stammt von AMD und musste von Intel lizenziert werden. Doch seit langem hat Intel wieder die Vorherrschaft. Dementsprechend unspannend sind die Veröffentlichungen neuer Prozessoren: Intel verbessert seine stetig, aber nie so stark, dass es aufregend wäre – und AMD läuft hinterher. Für Sparrechner sind ihre CPUs ok, aber für Nutzer mit hohen Ansprüchen uninteressant. Dementsprechend schien es mit AMD bergab zu gehen: Wichtige Manager und Techniker haben die Firma verlassen und es schien mir nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann sie übernommen wird. Der Umsatz von AMD ist geringer als der Gewinn von Intel.
Doch die heute, am 2. März erscheinende neue Prozessor-Generation namens „Ryzen“ von AMD könnte in der Lage sein, die Firma im Bereich Prozessoren wieder konkurrenzfähig zu machen. Es sind keine Prozessoren, die mit Tricks wie 1 1/2 Kernen verkauft werden müssen. Der beste neue Prozessor, Ryzen 7 1800X mit 8 Kernen (und Hyperthreading, wie Intel es nennt), liegt im (in diesem Bereich wichtigsten) Multithreading-Bereich gleichauf mit Intels Core i7-6900K. Während letzterer jedoch über 1000 Dollar kostet, ist AMDs CPU für die Hälfte zu haben. Bei der Single-Thread-Leistung hat AMD ebenfalls stark aufgeholt, liegt aber hier noch hinter Intel. Die ist wichtig für Programme, die nicht auf parallele Berechnungen umgestellt wurden – oder deren Aufgabe es schlicht nicht hergibt, parallel zu rechnen. Es gibt neben dem Ryzen 7 1800X für 560$ noch zwei weitere neue von AMD, den Ryzen 7 1700X mit etwas geringerer Taktrate für 440$ und den noch etwas langsameren Ryzen 7 1700 für 360$. Achtkerner sind sie alle. Hier erste Testergebnisse.
Damit hat David AMD den Goliath Intel heute getroffen. Weitere CPUs in niedrigeren Preisregionen dürften folgen. Ich rechne damit, dass Intel kurzfristig zu Preissenkungen greifen muss und mittelfristig vielleicht auch wieder etwas mehr Tempo bei der Weiterentwicklung vorlegen wird. Vielleicht ist meine nächste CPU dann nach über 10 Jahren auch mal wieder von AMD. Es würde mich freuen.
Nachtrag: Drei Jahre später dann…