Gestern hat mich die tollste Frau vonne Welt mitgenommen in eine Ecke Berlins, die mir unbekannt war. (Ok, das gilt natürlich für die meisten Ecken Berlins…) Auf einem seit Anfang der Fünfziger Jahre verlassenen großen Rangierbahnhof hat die Natur ihren Raum wieder eingenommen und sich zwischen zerfallender Technik ausgebreitet.
Am Eingang wurde uns ein eher symbolischer Eintrittspreis von einem Euro abgenommen. Die nächsten Besucher kamen sogar erstmal umsonst rein, weil dem Kontrolleur gerade die Tickets ausgegangen waren.
Im Park stößt man zuerst auf die technischen Kleinodien (gibt es eigentlich das Wort „Großodien“?): den Wasserturm, eine wohl noch funktionsfähige Drehscheibe und eine Dampflock von 1940. Die Dampflock steht einladend offen, aber betreten darf man sie nicht. Zu schade, wie nicht nur ein kleiner Junge fand…
Dringt man weiter auf das 18 Hektar große Gelände vor, betritt man das Naturschutzgebiet. Auf einem Gitter, das über eins der vielen ehemaligen Gleise führt, kann man der Natur nahekommen, ohne auf hier herumzutrampeln.
A propos „trampeln“: Das Gemeine Stampftier, auch Jogger genannt, ist leider recht häufig im Park zu sehen. Ich verstehe ja, dass das auch für die Jogger ein schönes Gelände ist, aber es stört doch ein wenig die, die nur die Natur genießen wollen. So ganz ungestört ist man natürlich so oder so nicht, zumindest nicht an einem Sonntag Nachmittag. Obwohl es zeitweise nieselte, waren nicht wenige Besucher unterwegs.
Trotzdem bekamen wir nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere zu sehen. Ein Eichhörnchen turnte durch die Bäume und ließ sich durch die Besucher nicht stören. Um besser an Fressen zu kommen, ließ es sich sogar kopfüber von einem dünnen Ästchen hängen.
Und weiter hinten im Park sahen wir auch einen Fuchs. Als ich mir sicher war, dass er uns gesehen haben musste, dachte ich, jetzt wird er wohl gehen. Stattdessen setzte er sich hin und kratze sich erstmal gemütlich. Ein paar Meter lief er noch parallel zum Weg, kreuzte ihn dann und war verschwunden.
Wieder zurück im Zentrum des Parks findet man auch einige Skulpturen. Aber da bin ich wohl Banause, ich konnte ihnen nicht viel abgewinnen. Wobei ich mich in etwas eingeregnetem Zustand auch nicht sehr darum bemüht habe. Eine Lok-Halle wird gerade hergerichtet in der Hoffnung, später für Konzerte, Filme und allgemein „junge Künstler“ zu dienen.
Den Naturpark Südgelände erreicht man direkt vom S-Bahnhof Priesterweg, alternativ vom Matthäifriedhofsweg (über eine Brücke) oder wohl auch vom Prellerweg. Geöffnet ist von 9 Uhr bis Sonnenuntergang, der Eintrittspreis beträgt wie gesagt einen Euro. Mehr Informationen gibt es beim Veranstalter und in der Wikipedia.
Und wer Lust auf mehr als einen Nachmittag voll Berliner Natur hat, für den gibt es bald wieder den Langen Tag der Stadtnatur.