Es kann erst ein paar Jahre her sein, dass ich das Wort „Tanzverbot“ zum ersten Mal gehört habe. Um zu verstehen, was ich dabei gedacht habe, muss man sich Wörter wie „Lachverbot“ oder „Kussverbot“ vorstellen. Ich habe es für einen Witz gehalten. Einen schlechten Witz.
Ich gehe davon aus, dass in unserer Gesellschaft jeder nach seiner Façon selig werden können soll. Die Christen, Muslime, Juden, Atheisten, Anhänger jeder Religion. Dabei soll man dem jeweils anderen nicht in die Quere kommen. Vielleicht sollte man auf größere Gruppen ein bisschen mehr Rücksicht nehmen – die Feiertage der Christen sind für unsere Gesellschaft wohl bedeutender als die der Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters.
Allerdings sollte diese Rücksichtnahme auch nicht übertrieben werden. Keinen Christen stört es in seiner Andacht, wenn einen Kilometer weiter getanzt wird. Und keiner der Tänzer würde wohl in die Kirche gehen, wenn es keine Tanzveranstaltung gäbe. Und selbst wenn, dann ist das doch seine Entscheidung.
Nein, es geht keine Welt davon unter, wenn man ein paar Tage im Jahr nicht tanzen darf. Aber jede, jede einzelne Beschneidung der Freiheit, die nicht sehr starke Argumente für sich hat, ist unzulässig. Wir sind stolz auf unsere freiheitliche Gesellschaft. Ich bin es jedenfalls. Dann soll sie aber auch so frei gestaltet sein, wie es eben geht.
Wie wäre es denn damit: Die, die tanzen wollen, tanzen. Die, die in sich gehen, beten, schweigen oder was auch immer tun wollen, tun das. An wichtigen Feiertagen sorgen wir besonders dafür, dass erstere letztere nicht stören – ohne dabei so weit über das Ziel hinauszuschießen, dass letztere ersteres komplett verbieten.