Ich bin kein Kinderarzt. Ich kann keine medizinischen Empfehlungen geben. Aber ich berichte mal von unseren Erfahrungen…
Zwerg Zwo hatte Hunger. Aber sobald er ein paar Schlückchen getrunken hatte, hat er den Kopf von der Flasche weggerissen und geschrien. Als ob das Essen wehtun würde. Und dann wieder von vorn – er hatte ja immer noch Hunger. Außerdem hat er sich öfter erbrochen („gespuckt“ konnte man das oft kaum nennen).
Wir haben uns folgenden Reim darauf gemacht: Das Erbrechen hat den sauren Mageninhalt zurück in die Speiseröhre gebracht („Reflux“) und die auf Dauer empfindlich gemacht. Die Milch (ebenfalls von Natur aus sauer) hat dann wehgetan. Wir würden es Sodbrennen nennen. So wollte das Kind essen und konnte nicht. Das tut dann auch Mama und Papa weh…
Als ich in der Apotheke nach Mitteln gegen Sodbrennen bei Babys gefragt habe, haben mich die beiden Apothekerinnen ungläubig angeschaut. Von so etwas hätten sie noch nie gehört, wie ich denn darauf käme, und überhaupt, da sollte ich doch lieber den Kinderarzt fragen. Also haben wir uns umgegoogelt. Wir sind auf ein Verdickungsmittel gestoßen, „Nestargel“. Das sollte erschweren, dass die Milch zurückfließt. Auch wenn wir den Hersteller, Nestlé, eigentlich lieber meiden, wollten wir das ausprobieren.
Produktbeschreibung, Webseite und Verkauf des Produkts sind seltsam. Es wird als „Bindemittel für Kinder und Erwachsene“ bezeichnet und die Zubereitung unter anderem für Saucen, Schlagsahne, Fleisch- und Gemüsefonds, Eierspeisen und Desserts beschrieben. Warum steht das nicht neben dem Soßenbinder im Supermarkt? Warum wird es in Apotheken verkauft? Und warum sieht man auf der Produktwebseite niedliche Babyfüßchen und Informationen über Babynahrung?
Nestargel ist offensichtlich als medizinische Hilfe für Babys gedacht. Der Hersteller gibt sich aber alle Mühe, das zu verschleiern. Er gibt sogar ausdrücklich an, dass es für Babys unter 12 Monaten nicht geeignet ist. Wir haben uns letztlich auf den Rat eines Kinderarztes verlassen: Mir war nicht bewusst, dass die Firma auf das bewährte Nestargel jetzt eine Altersbeschränkung schreibt. Letztendlich muss der behandelnde Kinderarzt entscheiden und es kann gut sein, dass die Altersbeschränkung ein rein juristischer bürokratischer Akt ist.
So eine Dose Nestargel ist sehr ergiebig. Allerdings haben wir das Pulver in die Milch „eingeschüttelt“. Um den sich daraus ergebenden Schaum zu bekämpfen, haben wir noch Sab Simplex hinzugegeben. (Bei diesem Mittel steht sowohl bei den Nebenwirkungen als auch bei den Überdosierungshinweisen sinngemäß „Kein Problem“…) Das ist nicht ganz so ergiebig und auf die Dauer teuer. Aber der Zwerg wollte partout nicht einsehen, dass man auch mal auf sein Essen warten kann, bis der Schaum sich gesetzt hat…
Wir haben unsere Kinderärztin dann erst nachträglich informiert und sie war zufrieden. Immerhin konnten wir ihr berichten, dass sich der Zustand von Zwerg Zwo schlagartig gebessert hat: Deutlich weniger Erbrechen/Spucken und deutlich leichteres Trinken.