Ich habe geträumt. Von einem Wunder. Steam für Linux war in der Beta-Phase, und ich hatte gerade mein erstes professionelles Spiel für Linux gekauft. Und davon geträumt, Linux auch als Spieleplattform zu nutzen.
Das ist für mich nicht nur deshalb ein wichtiger Punkt, weil ich nun mal gerne spiele. Es ist ein wichtiger Punkt, weil ich Linux mag, weil ich Windows nicht mag, und weil Spiele für mich persönlich das letzte fehlende Puzzleteil war, das mich gezwungen hat, Windows auf meinem Rechner zu haben. Vor langer Zeit habe ich beschlossen, Windows starte ich nur noch für Spiele, für Freunde und für Geld. Für Freunde, das wird mir erhalten bleiben, und für Geld wohl auch. Aber das ist ok. Für Spiele, das würde ich gerne beenden. Und nun sehe ich zum ersten Mal die Möglichkeit dazu.
Vor einem Jahr gab es 40 Spiele unter Steam für Linux und ich kannte kaum eins davon. Heute sind es 282. Davon habe ich 23 in meiner Sammlung. Und vor ein paar Tagen, als die tollste Frau vonne Welt nach Weihnachtskrimskrams gekuckt hat und ich mir solange die Zeit in einem Computerspieleladen vertrieben habe, habe ich ein Spiel für Linux gesehen (The Raven). Im Karton. Im Laden. Der narrative Imperativ verlangt, dass es das erste Mal gewesen sein müsste, aber ehrlich gesagt hatte ich schon mal vor 15 Jahren vor einem Schaufenster mit ein paar Portierungen der Firma Loki gestanden. Trotzdem war es für mich ein besonderer Moment.
Auch die Pläne von Valve machen Mut. In diesem Jahr haben sie SteamOS angekündigt, sie haben die ersten Steam-Machines für den Beta-Test verschickt (enttäuschenderweise aus regulatorischen Gründen nur in die USA), sie arbeiten an einem richtungsweisenden Controller. Sie meinen es ernst mit Steam für Linux.
Ich gehe nicht davon aus, dass eines Tages die Läden voll mit Linux-Spielen sein werden. Ich gehe nicht davon aus, dass Linux Windows als Spielesystem verdrängen könnte. Ich gehe nicht davon aus, dass Spiele unter Linux viel toller laufen würden. Aber ich kann mir nun, ein Jahr später, vorstellen, mein Windows zu formatieren und unter Linux immer genug zu spielen zu haben. Das ist mir vor einem Jahr noch wie Träumerei vorkommen.