The Cave

Ich hatte gehofft, das Adventure The Cave Ende Januar spielen zu können. Es war auch schon vorbestellt, obwohl Steam noch nichts von einer Linux-Unterstützung geschrieben hatte. Die Linux-Variante hat sich dann aber letztlich mehrere Wochen verzögert. Erst nach unserem Urlaub konnte ich die Höhle betreten.

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Die Zwillinge kochen ihr eigenes Süppchen.

„The Cave“ ist von Ron Gilbert, dem Schöpfer von Maniac Manion und Monkey Island. Beim Entwicklungsstudio Double Fine Productions arbeitet er mit Tim Schafer, dem Entwickler von Day of the Tentacle zusammen. Manche würden wohl sagen, dass damit die beiden Väter der drei besten Adventures der Spielegeschichte zusammengekommen sind. Sie arbeiten derzeit auch gemeinsam an einem Adventure (das dann auch für Linux erscheinen soll). Aber dazu ein andermal mehr.

Nachtrag: Verdammt, daraus wird so nichts. Ron Gilbert hat bekanntgegeben, dass er Double Fine verlässt.

Man wird in The Cave hineingeworfen. Sowohl in das Spiel, als auch kurz darauf in die namensgebende Höhle. Die Höhle selbst erzählt die Einführung, in englischer Sprachausgabe. Dazu kann man sich deutsche oder englische Untertitel anzeigen lassen. Ich habe mich schließlich für die englischen entschieden – so kann man nachlesen, wenn man mal etwas nicht verstanden hat, und Sprachausgabe und Untertitel passen zusammen.

Nach der kurzen Einführung wählt man drei von sieben Figuren für die Reise aus. Jede Figur hat eine Spezialfähigkeit. In meinem Fall waren das im ersten Spiel die Zeitreisende, die sich durch Wände teleportieren kann, die unheimlichen Zwillingskinder, die ein Gespensterebenbild von sich produzieren können, sowie die Wissenschaftlerin, die sich in Computer hacken kann. Mit den Dreien ging es dann ab in die Höhle.

Die Geschwister sind einander so innig verbunden, dass sie in jeder Situation Hand in Hand herumlaufen. Die Zeitreisende habe ich der Hoffnung mitgenommen, Rätsel in der Art von Day of the Tentacle zu bekommen. Das hat sich erfüllt. Nur ihre komischen Schwebeschuhe machen ein ziemlich unsägliches Geräusch, das auf Dauer nervt. Die Wissenschaftlerin… nun, ist anfangs eher unauffällig.

The Cave ist in miteinander verbundene Level eingeteilt. Einige sind mit jeder Figurenkombination zugänglich, wie die Einführung und der bald darauf folgende Goldgräber-Level, andere sind so angelegt, dass man sie betreten kann, wenn man eine bestimmte Figur mitgenommen hat. So kann nur der Ritter der Prinzessin helfen (andere lehnt sie als nicht standesgemäß ab – wenn man überhaupt so weit kommt), und der Level mit der Zeitmaschine kann nur durch die Fähigkeit der Zeitreisenden betreten werden, sich durch Wände zu beamen. So erlebt jede Figur ihre eigene Geschichte. Ein bisschen Sorge hatte ich vor dem Spielen, dass man nur schwer erkennt, welche Rätsel mit welchen Figuren lösbar sind. Das klappt aber auf diese Weise gut.

Es geht ja ein Gespenst um in Spieletests, das Gespenst des „Wiederspielwerts“. Ich finde, das wird gelegentlich überschätzt. Ich will ein Extrembeispiel bringen: Fallout 3 hatte für mich null Wiederspielwert. Nach den schätzungsweise 150 Stunden, die ich mit einem Spieldurchgang zugebracht hatte, wollte ich nicht noch einmal von vorne anfangen. Aber es waren eben sehr viele, extrem unterhaltsame Stunden, die ich bis dahin damit verbracht hatte. The Cave sollte man wohl ein zweites Mal spielen, um drei weitere Abenteuer mit drei neuen Figuren zu erleben. Was das Problem mit sich bringen dürfte, dass man zum Beispiel den Minen-Level nochmal durchspielen muss – der lässt sich leider nicht umgehen. Noch ungünstiger ist, dass man dann noch ein drittes Mal in die Mine müsste, um auch das letzte Abenteuer mitzubekommen. Ich werde dafür wohl den Ritter übriglassen, dessen Level kommt ziemlich am Anfang der Höhle.

Nachtrag: Wenn man jeden Level spielen will, aber nicht unbedingt alle Figuren wieder aus der Höhle bringen möchte, sollte man sich den Ritter oder den Hillbilly für den dritten Durchgang aufsparen.

Doch zum Gameplay. Zwischen den Figuren kann man jederzeit frei umschalten, und jede Figur kann genau einen Gegenstand tragen und diesen verwenden. Ansonsten rennt und klettert und springt man viel durch die Gegend. Dieses Springen… es ist irgendwie schwammig. So ist es mir öfter passiert, dass ich vor einem Gegenstand stand, raufspringen wollte, stattdessen aber rübergesprungen bin. Oder ich wollte einen Weg abwärts nehmen, bin in die Richtung gesprungen, aber die Figur hat einen Vorsprung erreicht und sich an diesem hochgezogen. Ich lande nicht immer dort, wo ich hin will. Die Laufarbeit wird einem an bestimmten Punkten abgenommen, da finden die drei gewählten Figuren automatisch wieder zusammen, vor allem an Level-Übergängen. Meist muss man sie aber zusammenführen, wenn sie zusammenarbeiten sollen.

In der Einführung kam ich mir ein bisschen wie in einem Jump ’n‘ Run vor. In der Gegend rumspringen und -rennen, mal einen Gegenstand aufnehmen und am offensichtlichen Ort anwenden. Aber schon bald war es nicht mehr ganz so offensichtlich. Wo muss ich den Hot Dog anwenden? Wann müssen zwei Figuren an verschiedenen Orten koordiniert vorgehen? Letztlich ist The Cave daher schon ein Adventure. Das Herumlaufen gehört dazu, und wenn man mal zu tief gefallen und so gestorben ist, wird man umgehend in der Nähe wiederbelebt. (Wobei die Höhle darauf hinweist, „so früh“ müsse hier keiner sterben. Es muss also nicht dabei bleiben.) Früher oder später muss man dann auch nachdenken, wie man weiterkommt, auch wenn die Handlungsmöglichkeiten recht eingeschränkt sind.

The Cave hat bei mir bisher gemischte Gefühle hinterlassen. Vielleicht hatte ich auch aufgrund des berühmten Autors zu viel erwartet. Es ist ein nettes kleines Spiel. Die Steuerung könnte schöner sein, und nicht jede Idee zündet. Trotzdem ist es für den kleinen Preis (15 Euro) einen Blick wert.

2013-03-03_00001Einen Tipp möchte ich noch geben. Kein Spoiler, sondern eher im Gegenteil, die Warnung vor einer Unhandlichkeit, die einem den Spaß ein wenig verderben könnte. Ich habe jetzt drei Tage an einer Stelle gehangen, bis mir ein Kollege einen wertvollen Tipp gegeben hat: Es macht unter Umständen einen Unterschied, ob man zu einer anderen Figur umschaltet, wenn die aktuelle gerade steht, oder wenn sie in Bewegung ist. Ich hoffe, damit habe ich nicht zu viel und nicht zu wenig gesagt.

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