Es gibt Kriegsfilme. In denen kämpfen die Protagonisten heldenhaft für das Gute und Opfer bei dem Bösen werden als gute Tat betrachtet. Und es gibt Antikriegsfilme, in denen Soldaten in eine schmutzige Kriegsmaschinerie geraten und Gut und Böse verschwimmen.
Spiele über Krieg sind meist Kriegsspiele. Der Spieler kämpft für die Guten und versucht, das Böse zu besiegen. Call of Duty, Battlefield und co sind wohl schwerlich als Kritik am Krieg lesbar. Doch es gibt auch Gegenbeispiele. This War of Mine ist eines. Das Spiel steht unter dem Motto: „Im Krieg ist nicht jeder ein Soldat.“
This War of Mine ist letztlich ein Survival-Spiel. In einer umkämpften Stadt in einem fiktiven Land starten wir mit drei Personen in einem beschädigten Haus. Zuerst erfahren wir ihre Vorgeschichte: Es sind Zivilisten, die in etwas hineingeraten sind, auf das sie nicht vorbereitet waren, mit dem sie nun aber irgendwie zurechtkommen müssen. Tagsüber bleiben sie im Haus – denn draußen sind die Scharfschützen. Doch natürlich reichen die Vorräte im Haus auf Dauer nicht. Deshalb zieht man nachts mit einem Zivilisten los, um etwas in anderen Häusern zu finden. Einige Häuser sind unbewohnt – andere nicht. Und spätestens dann beginnt der schwere Teil…
Das erste bewohnte Haus, das ich besucht habe, beherbergte einen älteren Herrn und seine Frau. Er hat mir erzählt, dass sie krank ist, und dass die beiden Medikamente und Essen dringend brauchen. Ich habe sie ihm gelassen und nur ein paar Teile mitgenommen, um damit zu Hause etwas zu bauen. Doch zwei Tage später bin ich wiedergekommen. Und habe das Esen mitgenommen. Wir brauchten es doch dringend…! Auch an ihren Reaktionen merkt man, dass die Zivilisten Zivilisten sind. Den nächsten Tag haben sich einige Gedanken gemacht, ob die Alten denn noch überleben könnten. In der Folge sind sie traurig geworden, und wenn viel Negatives auf unsere Überlebenden einstürzt, können sie so depressiv werden, dass sie sich gar nicht mehr fortbewegen wollen.
Ihre Probleme sind teilweise profan: Natürlich haben sie Hunger. Gelegentlich brauchen sie vielleicht Bandagen oder Medikamente. Manchem geht es besser, wenn er mal eine Zigarette haben kann, oder einen Kaffee oder ein Buch oder Musik. Sie würden gerne schlafen, am liebsten nicht auf dem Boden. Doch wir können nicht jedem Schlaf gönnen. Nicht nur unsere Gruppe schleicht sich nachts in fremden Häusern rum, auch wir könnten Besuch bekommen. Für solche Begegnungen (von denen der Spieler am nächsten Tag per Texteinblendung erfährt) sind Waffen hilfreich. Über die anderen Bewohner der Stadt erfahren wir gelegentlich etwas aus Notizen, die wir in fremden Häusern finden, von Besuchern, die Schutz oder Hilfe suchen oder auch aus einem Radio, wenn wir eins gebaut haben. Und irgendwann kommt auch noch der Winter…
So weit, so schrecklich. Man kann dem Ganzen aber noch eine zusätzliche Dimension geben, indem man sich und seine Liebsten zu Spielfiguren macht. Man legt ein Foto in einen Ordner und sucht sich Namen, Geschlecht sowie einen Beruf und eine damit verbundene Vorgeschichte aus. (Leider kann man Beruf und Geschichte nicht frei eingeben.) Das führt dann dazu, dass nicht mehr das Leben meiner Spielfigur bedroht ist – was bedrückend genug ist -, sondern das Leben von Eike und der tollsten Frau vonne Welt…
Grafisch ist This War of Mine nicht aufwändig, aber stimmig gemacht: Die Welt is schwarz-weiß und im Stile eine Bleistiftskizze gehalten. Auch der Soundtrack gefällt mir. Das Spiel ist für knapp 20 Euro für Linux, Mac und Windows, aber auch für PlayStation 4, Xbox One, Android und iOS erhältlich.
Also, wenn du dich beim Computerspielen mal richtig scheiße fühlen willst… dann spiel This War of Mine! Nein, im Ernst: Ich kann das Spiel empfehlen.