Schwiegermamas neuer Schwiegersohn

Jetzt hab ich vom alten Rechner, vom neuen Rechner und vom neuen Betriebssystem meiner Schwiegermama in spe berichtet – da fehlt nur noch der neue Schwiegersohn!

Nein, lasst mich das anders sagen:

Ich habe die tollste Frau vonne Welt geheiratet!

Wir haben uns aber auch Zeit gelassen. Vor acht Jahren sind wir zu­­sam­­­­men­­­­ge­­­­kom­­­­men (wie wichtig Getrennt- und Zusam­­men­­schrei­­bung doch manch­­mal ist…), vor drei Jahren haben wir uns verlobt.

Den Antrag habe ich ihr in der Gegend gemacht, die nach unserer Reise dorthin zu ihrem liebsten Ferienort geworden ist: Lappland. Dort hatte ich mir gefühlt das Ende der Welt ausgesucht, einen Hügel mit einer Kapelle hinter der kleinen Siedlung Nikkaluokta. Weiter konnten wir aufgrund der Schneemassen ohne Ausrüstung nicht vordringen (wir sind aber zwei Jahre später mit Schnee­­schu­­hen wiedergekommen). Als ich plötzlich vor ihr gekniet habe, wollte sie mich vor Schreck gleich wieder hochziehen. Sie hat aber Ja gesagt – und Tränchen vergossen.

Drei Jahre später (ein Freund meinte, er hat sich schon gar nicht mehr getraut, noch danach zu fragen), wollten wir das Versprechen endlich in die Tat umsetzen. Nun sind wir beide keine Menschen, die sich gerne in den Mittelpunkt stellen oder gewohnheitsmäßig große Partys orga­­ni­­sieren…

Kleidung

Am Aussuchen des Brautkleids war ich, wie es die Tradition verlangt, nicht beteiligt. Da war ich ehrlich gesagt auch nicht traurig drum. Ich bezweifle auch, dass meine „Beratung“ hilfreich gewesen wäre. Meine Zukünftige hat das mit Schwester, Mutter und Oma erledigt, und na­­tür­­lich lief nicht alles glatt, aber das Ergebnis war alle Mühen wert.

Bei meiner eigenen Festkleidung konnte ich mich naturgemäß schlech­­ter raus­­halten. Ich hatte mir mal vorgenommen, in Jeans, T-Shirt und Turn­­schuhen zu heiraten – aber der Zahn war mir schon gezogen worden. Das schickste, was ich je getragen habe (und das auch nur zu sehr we­­ni­­gen Gelegenheiten), war ein schwarzes Hemd. So wollte ich dann auch im Standesamt sitzen. Doch eines Tages hat mich die tollste Frau vonne Welt noch einmal darauf angesprochen: Sie gebe sich viel Mühe und treibe hohen Aufwand, um für mich an diesem Tag wunderschön auszusehen. Und das würde sie sich auch von mir wünschen. Was soll ich sagen… Sie hatte Recht.

Hochzeit

Um mich schick zu kleiden, aber möglichst wenig zu kaufen, was ich wohl nie wieder tragen würde, habe ich mich für eine neue schwarze Jeans und Dr.-Martens-Stiefel entschieden. Letztere haben dafür gesorgt, dass ich (wie es bei Frauen wohl nicht selten ist) zum Schutz der Fersen Pflaster tragen musste. Damit aus­­ge­­rüs­­tet und in Begleitung meines Vaters habe ich dann nach einem pas­­sen­­den Jackett gesucht. Ich war nicht ganz fit (ich hätte am Vor­­abend nicht tanzen gehen sollen) und habe erstmal nichts ge­­fun­­den. Zum Glück haben wir uns dann beraten lassen. Ein älterer, korrekt gekleideter Verkäufer im „Kaufhaus des Westens“ hat noch einen jüngeren, für den Geschmack meines Vaters zu leger ge­­klei­­de­­ten dazugeholt. Bei Letzterem fühlte ich mich aber gut aufgehoben und eins der drei Jacketts, die sie mir gegeben haben, passte wie für mich geschneidert.

Ein schwarzes Hemd dazu zu besorgen, war dann nur noch Form­­sache. Das Ganze kam mir soweit fertig vor, bis ich überlegt habe, dass man es noch eine Kleinigkeit besser machen könnte. Un­­ge­­wöhn­­lich an dem Outfit waren sicherlich die gelben Nähte der „Docs“. Der Rest war schwarz beziehungsweise grau. Also wollte ich mir noch mein unnützestes Kleidungsstück aller Zeiten kaufen: ein Ein­­steck­­tuch für die Jackett-Tasche, das die gelbe Farbe noch einmal auf­­nimmt. Das habe ich bei Peek & Cloppenburg ge­­fun­­den. Erst später habe ich festgestellt, dass Galeria Kaufhof am Alexan­­der­­platz eine große Auswahl an Tüchern gehabt hätte.

Planung

Die Suche nach Ringen litt darunter, dass sich meine Zukünftige schon in einen verkuckt hatte, während ich noch keine Ahnung von Ringen hatte. Mit diesen sehr unter­­schied­­lichen Voraussetzungen verlief der erste Besuch bei einem kleineren Juwelier zügig im Sand. Beim zweiten, im Goldhaus Berlin, haben wir 1 ½ Stunden mal den Ring, den sie sich ausgesucht hatte, das erste Mal live bestaunt und uns andererseits viele, viele Ringe angesehen und so unsere Ge­­schmäcker abgeglichen. Am Ende haben wir uns gegen den Ring entschieden, den sie im Auge gehabt hatte. Er sah live dann doch nicht so toll aus wie im Internet. Übermäßig gute Produktfotografie hat irgendwie auch ihre Nachteile.

Doch wir mussten so langsam zu einer Entscheidung kommen, und meine Holde stand kurz vor einem weiteren Lappland-Urlaub. Des­­halb habe ich am nächsten Morgen mit dem Konfigurator der Firma Fischer Trauringe (mit dem peinlichen Namen „Kon­­fi­­sche­­ra­­tor“) zwei Ringe so zusammen­­gestellt, dass ich mir dachte, die könn­­ten wir beide hübsch finden. Ich habe sie meiner Zukünftigen aus­­ge­­druckt hingelegt – und siehe da, sie haben ihr sehr gut ge­­fallen! Als wir dann beim von Fischer empfohlenen Händler – wieder das Goldhaus – die Ringe besprochen hatten, haben wir sie mit nur klei­­nen Änderungen bestellt. Wir sind auch an diesem Tag nochmal ausführlich beraten worden.

Unsere Feier sollte in der Heimat meiner Zukünftigen stattfinden, in Rinteln, einem schönen Ort zwischen Hannover und Bielefeld. Vor Ort wurden über Wochen di­­ver­­se Tortenstücke durchprobiert, Gast­­häuser besucht und auch mal probegegessen. Dabei waren uns Mama und Schwes­­ter der tollsten Frau vonne Welt eine besondere Hilfe. Wir haben uns schließlich dafür entschieden, nach dem Stan­­des­­amts­­termin um 11 Uhr am Sams­­tag im Waldgasthaus Homberg zu Mittag zu essen und an­­schlie­­ßend in einem Ferienhaus im Ferien­­park Extertal gemütlich zu feiern.

Unser großer Tag

Am Tag der Feier um viertel vor elf stand ich vor dem Standesamt und die Besucher sammelten sich. Ich war stolz. Auf mich, auf meine zu­­künf­­ti­­ge Frau, darauf, dass die Leute unseretwegen gekommen waren. Als dann meine Zukünftige um die Ecke kam, war ich noch stolzer: Sie sah großartig aus. Das Kleid sah toll aus, die Frisur war gelungen, der Schmuck passte – meine tollste Frau vonne Welt sah zauberhaft aus.

Unsere Standesbeamtin hat den Spagat zwischen dem sehr fest­­li­­chen Anlass und dem schnöden Verwaltungsakt, für den sie zu­­stän­­dig ist, sehr gut hinbekommen. Sie hat eine schöne und nicht nur für uns bei­­de bewegende Zeremonie abgehalten. Leider hatte die tollste Frau vonne Welt ihre Spiegel­­reflex­­kamera liegengelassen, so dass es von diesem Anlass nur ein paar Fotos gibt, von denen die meisten ver­­wackelt sind.

Danach, auf dem Marktplatz, habe ich in meiner Begeisterung wohl jeden min­­destens einmal gedrückt, der mir in die Quere ge­­kommen ist. Wir haben einen verspäteten Gast begrüßt, ein kleines Gläschen Sekt getrunken, Fotos gemacht (die gute Kamera war in­­zwischen auch da) und wir durften, wie sich das wohl gehört, mit Nagel­­sche­­ren ein Herz aus einem Bettlaken schnei­­den.

Im Waldgasthaus Homberg habe ich die Gäste begrüßt. Ich habe es kurz gemacht – vor Leuten Sprechen liegt mir nicht. Ich hoffe, mein Dauergrinsen war den Gästen Freundlichkeit genug. Zwischen Vor- und Hauptspeise hat mein Vater eine Rede gehalten. Meinetwegen hätte man das Gedicht auf Altgriechisch auch weglassen können – aber so ist er halt. Bewe­­gend fand ich seine Worte über unsere Ver­­gangen­­heit und Zukunft und über das Gefühl des Loslassens, das unsere Eltern nun ver­­spüren würden, allemal. Ein bisschen gestört hatte mich, dass die Bedienung während der Rede reinkam und abserviert hat. Doch das hat mir Herr Homberg nachher erklärt: Die Küche kann nicht einfach noch 10 Minuten warten – wenn das Essen fertig ist, dann muss es auf den Tisch. Und es war lecker, das Essen. Angenehm fand ich, dass ich im Nachhinein auf Rechnung be­­zahlen konnte.

Anschließend sind wir zum Ferienpark Extertal gefahren. Wir hatten – am 2. April…! – viel Glück mit dem Wetter und konnten draußen sitzen. Drinnen wäre es auch gemütlich geworden. Nein, falsch, es wäre eng und damit auf Dauer vielleicht eher un­­ge­­müt­­lich ge­­wor­­den. So hatten wir Sonne, und als wir die nicht mehr hatten, hatten wir einen Heizpilz und einen Feuerkorb. Wir haben eine Hoch­­zeits­­torte angeschnitten, und eine Freundin hat mit ihrem Freund eine tolle Feuershow veranstaltet. Unsere Gäste sind er­­staun­­lich lang geblieben, und abends sind wir todmüde ins Bett gefallen.

Brennende Hände

Am nächsten Tag gab es große Berge abzuwaschen, es ist viel zu viel zu Essen übriggeblieben, wir hatten sehr viel aufzuräumen und weg­­zubringen – und wie konnten auf einen wunder­­vollen Hoch­­zeits­­tag zurückblicken.

5 Gedanken zu „Schwiegermamas neuer Schwiegersohn“

      1. Kähä… Eigentlich hättest du mich dann auch einladen können, wo du damals gerade dabei warst, dir den Antrag vorzunehmen.
        Das hättest du aber auch vorher schon sagen können. Nur in den Blog reinschreiben nicht, deine Frau liest ja sicher mit , auch wenn du was Anderes behauptetest :o)

        1. Es waren noch nicht mal alle meine Brüder dabei!
          Ich hab deinen Kommentar mal vorsichtig angepasst.
          „Behauptetest“ gefällt mir aber. :o)

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