I’ve got the power!

Netzteile scheinen eine besondere Hardware zu sein. Viele wollen unbedingt den längs ein besonders starkes haben. Das ist eher selten sinvoll.

Natürlich kann auch ein besonders schneller Prozessor oder eine 1000-Euro-Grafikkarte eine unvernünftige Wahl sein. Aber immerhin sind sie ein paar Prozent schneller als die halb so teure Alternative. Für Netzteile gilt das nicht. Man bezahlt für Leistung, die der Rechner nie braucht, und wenn man Pech hat, verbraucht man dadurch sogar noch mehr Strom.

Anlässlich meiner neuen Hardware wollte ich mal wissen, wieviel ein moderner Prozessor (i5-3570K) und eine moderne Grafikkarte (GeForce GTX 660) verbrauchen. Ein soge­nann­tes Energiekostenmessgerät habe ich mir vor einer Weile mal gekauft (und viel zu wenig genutzt). Die Messungen wurden unter Windows durchgeführt.

Bei einem ruhenden Desktop verbraucht der Rechner zwischen Steckdose und Netzteil (Primärseite heißt das dann wohl) etwa 68 Watt. Dann habe ich die Haupt­energie­ver­braucher, CPU und Grafikkarte, belastet. Bei solchen Tests muss man aufpassen. Es heißt, dass man damit auch seine Hardware zerstören könne. Ich habe mir daher vorher CPU-Z und GPU-Z installiert und damit die Temperaturen der jeweiligen Hardware überwacht.

Zum Belasten des Prozessors gibt es verschiedene Programme; ich habe mich für Prime95 entschieden. Diese Anwendung zur Berechnung von Primzahlen wird schon lange zur Belastung von Prozessoren missbraucht. Da dabei Rechenfehler auftreten können und die Entwickler keine fehlerhaften Ergebnisse von diesen Programmdurchläufen erhalten möchten, haben sie einen speziellen Modus zur Errechnung bekannter Primzahlen ent­wickelt, bei der die Ergebnisse zusätzlich verifziert werden und man so Aussagen über die Zuverlässigkeit seines Systems im Extrembereich erhält. Außerdem äußern sie sich in einem beiliegenden Text zur Aussagekraft solcher Ergebnisse. Die Messung bei voller Belastung aller CPU-Kerne durch Prime95 hat 122 Watt ergeben.

Um die Grafikkarte auf Touren zu bringen, wird häufig Furmark empfohlen. Dieses Programm berechnet unzählige Haare einer Fellstruktur und kann so jede Karte an ihre Grenze brin­gen. Die Belastung der Grafikkarte hat 205 Watt verbraucht.

Anschließend habe ich die Belastungen kombiniert, Prime95 und Furmark. Damit gingen 255 Watt durch die Steckdose. Das beinhaltet schon die Verluste des alten und wohl wenig effizienten Netzteils. Man kann davon ausgehen, dass meine Hardware für sich (sekundär­seitig) unter dieser unrealistisch hohen Beanspruchung keine 200 Watt verbraucht.

Modernere Netzteile haben, wenn man gute kauft, ein „80 PLUS“-Label. Das bedeutet, dass bei 20%, 50% und 100% Leistung die Effizienz mindestens 80% betragen muss. Zusätzlich gibt es Bronze, Silber, Gold und weitere Label mit höheren Ansprüchen. Den höchstens Wirkungsgrad müssen die Netzteile jeweils bei 50% Last haben. Wenn man also davon ausgeht, dass 200 Watt bei meinem Rechner schon eine eher unrealistisch hohe Beanspruchung sind, wäre für einen besonders hohen Wirkungsgrad ein 400-Watt-Netzteil zu empfehlen. Mein ziemlich altes Netzteil hat 350 Watt und speist meinen modernen Rechner problemlos.

Manche werden sagen, dass es doch unschädlich wäre, wenn das Netzteil viel mehr hergibt, als der Computer braucht. Aber das hat zwei Nachteile: Zum einen muss man die bereitgestellte Leistung bezahlen. Die c’t empiehlt, einen Euro pro 10 Watt Leistung auszugeben, wenn man ein gutes Netzteil haben möchte. Zum anderen fährt man bei diesem Verbrauch bei einem 1000-Watt-Netzteil im untersten Bereich der Leistung, in dem die Effizienz von Netzteilen besonders niedrig ist. Natürlich erhöht sich der Verbrauch, wenn man zum schnellsten Prozessor, zur schnellsten Grafikkarte oder gar zu einem Zwei-Grafikkarten-System gegriffen hat. Aber auch da dürften 800- oder 1000-Watt-Netzteile völliger Overkill sein.

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