Nachdem mein Beitrag über Spiele, die für wenig Geld als Beilage von PC-Zeitschriften zu haben sind, Anklang gefunden hat, will ich diesmal ein Spiel vorstellen, solange es noch am Kiosk zu haben ist: Auf der DVD der aktuellen PC Games (Ausgabe 9/12) findet sich das Action-Adventure Trine.
Wenn ich Trine beschreiben will, komme ich um das Wort „knuffig“ nicht herum. Schon das Hintergrundbild zur Installation ist niedlich. Und erst recht die Spiel-Hintergründe. Die Figuren sind gut gezeichnet und animiert. Gleich in der ersten Szene fällt der wehende Mantel der zu steuernden Figur positiv auf. Die Darstellungsweise des Spiels nennt man wohl „2½D„: eine dreidimensional gerenderte Umgebung, in der die Figur aber nur in zwei Dimensionen laufen (springen, schwingen, fallen, …) kann. Also klassisches Gameplay in modernem Gewand.
Wir steuern bei Trine drei Figuren: den verfressene Ritter, der kräftig zuhauen und Hindernisse zerschlagen, wegschieben und später sogar damit werfen kann, die Diebin (und Fernkämpferin), die sich an einem Seil mit Enterhaken durch die Gegend schwingt und mit Pfeil und Bogen schießt, sowie einen Zauberei-Langzeitstudenten, der zwar von der Damenwelt zu abgelenkt war, um den klassischen Feuerball zu lernen, aber immerhin Levitation beherrscht und Gegenstände herbeizaubern kann.
Die Anleitung zu Trine ist nicht lang, die Steuerung eingängig. Zu Beginn führen wir jeden Protagonisten zu einem geheimnisvollen Artefakt, und lernen dabei, was sie können und wie man sie dazu bringt. Beim Artefakt angekommen verschmelzen die drei für den Rest des Spiels zu einer Persönlichkeit. Drückt man eine der Zifferntasten 1, 2 oder 3, wird die Figur dann an Ort und Stelle ausgetauscht. Das tut man im Verlauf des Spiels ständig, da immer wieder die verschiedenen Fähigkeiten benötigt werden. Wir laufen, hacken, schwingen und zaubern uns so durch liebevoll gestaltete, ziemlich lineare Level. Warum die Protagonisten das tun, wird erzählt, ist aber eher nebensächlich.
Ein Spiel wie Trine ist ein Gegenentwurf zu Konzepten wie „Quick Time Events“, wie sie immer mehr in Mode kommen. Bei Quick Time Events sieht der Spieler einen festen Ablauf, bekommt angezeigt, welche Tasten er dazu zu drücken hat, und je nachdem, ob er schnell genug gehorcht, funktioniert dieser Ablauf in seinem Sinne oder eben nicht. Die vielbesungene Interaktivität wird dabei auf ein Minimum eingedampft. Der Spieler wird Befehlsempfänger und ist in erster Linie Zuschauer, das Programm übernimmt die Choreografie.
Nicht so bei Trine. Nicht nur, dass der Spieler ständig bestimmt, was passiert – er kann sich auch seinen Lösungsweg aussuchen. Ein Skelett naht? Natürlich kann der Ritter es zerkloppen, das ist ja sein Beruf. Aber auch die Diebin kann es mit Pfeil und Bogen erschießen. Und der Zauberer kann Kisten herbeizaubern (netterweise, indem man mit der Maus ihren Umriss in der gewünschten Größe in die Luft malt). Wie das gegen Skelette hilft? Nun, man kann die Kiste auch in der Luft entstehen lassen. Über dem Skelett. Und dann nehmen die Dinge ihren Lauf…
Schaukeln, Wippen, Räder, Hebel, Fallen, Feuer, … – alles Mögliche ist uns im Weg und muss verwendet oder überwunden werden. Dazu setzen wir die verschiedenen Fähigkeiten ein. Findet die Diebin einen Angriffspunkt für den Wurfhaken, so dass sie sich darüberschwingen kann? Kann der Ritter es kaputthauen? Sollte der Zauberer eine Kiste als Gegengewicht herbeizaubern? Was auch immer wir tun, der Ablauf wird simuliert, und bestimmt kann man auch Lösungswege finden, an die die Entwickler gar nicht gedacht haben. Lebend anzukommen und dabei solche Rätsel zu lösen, das ist der Spaß an Trine.
Die Spielfiguren haben einen Lebens- und einen Energiebalken. Die Erfahrungspunkte teilen sie sich. Zaubertränke, mal offen im Weg liegend, mal in versteckten und schwer zugänglichen Ecken, frischen die Werte auf. Trotzdem kann es passieren, dass einem mal einer der Protagonisten… abhanden kommt. Solange man mit den anderen trotzdem den nächsten Speicherpunkt erreicht – und die sind fair gesetzt – wird der Tote automatisch wiederbelebt. Hat man genug Erfahrung gesammelt, kann man neue Fähigkeiten erlernen oder alte aufwerten. Auch Schatzkisten enthalten Gegenstände, die einem weiterhelfen. Die Rollenspiel-Komponente ist aber eher schwach ausgeprägt; es kommen nur wenige neue Elemente ins Spiel, mit denen man neue Rätsel lösen (oder Monster besser verkloppen) kann. So lernt der Zauberer neue Gegenstände, die er erschaffen kann, während der Ritter ein Flammenschwert spendiert bekommt und die Diebin zusätzliche Pfeile.
Wer Spaß am Rennen und Springen, am Rätseln und Probieren hat – oder daran, Skelette kreativ zu töten – , dem sei Trine empfohlen! Eine Gratis-Demo kann man hier herunterladen.
Und wer nicht genug kriegt: Der zweite Teil ist schon draußen und kostet auch nur 20 Euro.
Die Screenshots unterliegen dem Copyright von Frozenbyte, siehe auch hier.