Wenn der Himmel tanzt …

Die tollste Frau vonne Welt hat ein Faible für Polarlichter. Über Monate hinweg hat sie sich immer wieder die Webcam der Abisko-Beobachtungsstation in Nordschweden angesehen, wo es diese Lichter sehr häufig zu sehen gibt.

Polarlichter entstehen, wenn der Sonnenwind, vom Magnetfeld der Erde zu den Polen gelenkt, Teilchen in der Erdatmosphäre anregt und zum Leuchten bringt. In den Polarregionen sind die Lichter meist grün. In Mitteleuropa ist ihr Auftreten selten, dann meist in roter Farbe. Die Sonnenaktivität ist zyklisch, etwa alle 11 Jahre treten Polarlichter besonders häufig und stark auf. Für 2013 wurde ein solches Maximum vorhergesagt.

… und weil die Zeit günstig war, und weil die tollste Frau vonne Welt davon begeistert ist, und weil auch ich mir Polarlichter aufregend vorgestellt habe, sind wir im Februar zur nördlichsten Stadt Schwedens, Kiruna, in der Nähe von Abisko geflogen.

Ich habe einen Schreck gekriegt, als ich nach der Buchung gemerkt habe, dass das innerhalb des Polarkreises ist.

Am Abend der Ankunft haben wir nur noch einen Spaziergang durch das 18.000-Einwohner-Städtchen gemacht. Am nächsten Abend, bei sternenklarem Himmel, ging es dann auf einen Berg nahe der Stadt, der auch fürs Skifahren verwendet wird. So einen richtigen Weg auf den Berg gab es nicht. Die Stelle, wo wir zuerst hochkraxeln wollten, hat sich bald als Skipiste herausgestellt. Und wie wir später am Abend merken sollten, begann eine Weile später das Nachtskifahren! Da wären wir fast zu Geister-Kletterern geworden… Zum Glück haben wir dann doch noch einen Pfad gefunden, notdürftig mit ein paar Eisenkreuzen gekennzeichnet.

Oben stand dann der Rohbau eines… einer… na, halt von einem Haus. Vermutlich dazu gedacht, dass sich Skifahrer da später mal ein warmes und/oder alkoholisches Getränk genehmigen und man die Aussicht genießen kann. Und dann begann das Warten auf die Lichter. Nach einer Weile wurden die Skilifte angestellt und Skifahrer kamen an, um gleich wieder den Berg hinunterzufahren.

Wir haben Fotos von der Stadt gemacht, die so von oben erleuchtet am Abend doch eindrucksvoll aussieht. Auf der anderen Seite, Richtung Norden, die von den Lichter der Stadt verschont bleibt, aber durch die Beleuchtung für die Skifahrer dann doch nicht so dunkel war, wie man es sich gewünscht hätte, war erstmal nichts zu sehen.

Eine Freundin hatte mir ihre Zweitkamera, eine EOS400D, geliehen. Aber wir haben sie im Dunkeln nicht richtig in Gang bringen können… Wir haben dann die Aufnahmen mit meiner Canon PowerShot A710 IS gemacht. Das Stativ hatten wir zwei Tage vor Abflug für 8 Euro beim Medien-Markt gekauft.

Und dann hat die tollste Frau vonne Welt einen Streifen im Norden entdeckt. Ich habe mich umgedreht und ihn auch gleich gesehen. Es war wie gesagt eine sternenklare Nacht, es konnte eigentlich keine Wolke sein. Wir haben einen sicheren Stand für die Kamera gesucht und gefunden: Schnee. Während das Stativ auf festem Grund die Kamera nicht allzu stabil gehalten hat und Bilder vom Wind oder anderen Erschütterungen schnell verwaschen waren, hat es im Schnee meist gut gehalten.

Wir hatten diese Tipps zum Fotografieren von Polarlichtern gelesen. Dementsprechend haben wir meine Kamera auf die maximale Beleuchtungszeit eingestellt, die sie hergibt: 15 Sekunden. Den Rest haben wir in Ermangelung von Fachkenntnissen der Automatik überlassen.

Ab dem ersten Bild haben wir hintereinander weg Fotos gemacht. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir in das erste Bild einen Streifen hineininterpretiert haben. Aber das Grün wurde von Foto zu Foto deutlicher. Das folgende Bild ist eins der besten von diesem Abend.

Nacht 2
There’s a light…!

Als die Füße zu kalt wurden (der Rest der Kleidung hat den Temperaturen standgehalten), kletterten wir den Berg glücklich wieder hinunter. Wir hatten bei unserem ersten Versuch Polarlichter gesehen! Selbst wenn es den Rest des Urlaubs nichts mehr werden sollten: Dieses Ziel war erreicht.

Ich wurde gefragt, wie das live aussieht. Wie und wie schnell sich die Lichter bewegen. Hier hat jemand Fotos zu einem Film in Echtzeit verarbeitet, da bekommt man einen guten Eindruck davon.

In den nächsten Tagen haben wir uns die Erzmine von Kiruna angesehen und sind mit der Bahn über die Strecke, über die das Erz transportiert wird, nach Narvik in Norwegen gefahren. Vielleicht schreibe ich da auch noch was drüber, wert wären die Erlebnisse es allemal.

Mehrere Tage hatten wir dann Pech mit den Lichtern. Das eine Mal war es auch Dummheit: Trotz aller Lichtverschmutzung (ich mag das Wort) haben wir schon auf dem zentralen Parkplatz der Stadt Polarlichter gesehen. Doch wir wollten mehr und sind ihnen entgegengefahren, in ein Gebiet, wo es kaum störende Lichter gibt. Auf dem Weg wurden die Polarlichter noch schöner. Doch als wir angekommen waren, hatte der Himmel sich zugezogen. Enttäuscht fuhren wir dann bald wieder nach Hause. Und das war nicht der letzte Abend, an dem die Wolken uns den Anblick vermasselt haben. Auch als wir Abisko erreicht hatten, das Dorf, wo auch die Beobachtungsstation mit der Webcam steht, gab es hauptsächlich Wolken zu sehen. Aber eines der immer wieder sehenswerten Naturinformationszentren „Naturum“, die es in ganz Schweden gibt, war den Besuch wert.

Am letzten Abend kam es dann, wie man sich seinen Urlaub geschnitzt hätte: Entgegen der Wettervorhersage war der Himmel klar. Wir fuhren wieder nach Norden hinaus, und diesmal hielt das Wetter. Nach einer Weile des Wartens auf einem Parkplatz am Straßenrand ging das Schauspiel los. Es war das beste, das wir in unserem Urlaub bewundern konnten.

In dieser Nacht habe ich gedacht, der Himmel tanzt für uns.

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2 Gedanken zu „Wenn der Himmel tanzt …“

    1. Unheimlich? Ne, eigentlich gar nicht. Nur wunderschön.

      Aber ich kann verstehen, dass Naturvölker da die irrsten Dinge reininterpretiert haben, von den Fackeln der Götter bis zu den Reflektionen der Toten…

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