M’era Luna 2013

Die tollste Frau vonne Welt geht fast jedes Jahr zu einem der großen Rock-Festivals. Seit wir uns kennen, versucht sie, mich auch mal mitzuschleif… zu motivieren. Letztes Jahr habe ich mich breit­schlagen lassen und wir haben für dieses Jahr Karten besorgt. Letztes Wochenende war ich dann beim M’era Luna 2013. Mein erstes richtiges Festival.

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Die Farbe der Saison: Schwarz

Wir sind am Freitag zusammen mit einem befreundeten Pärchen angereist. So ein Kombi ist schon viel weniger geräumig, wenn man Schlafsäcke, Isomatten, Zelte, Klamotten und Verpflegung für vier Leute unterbringen muss…

Das M’era Luna findet auf dem Flughafen Hildesheim statt. Wir wurden auf einen Parkplatz geleitet. Schon am Freitag Nachmittag war eine unüberschaubare Menge an Autos und Zelten zu sehen. Dabei ist das M’era Luna mit 20 bis 25 Tausend Besuchern im Vergleich zu Wacken (75.000) oder Rock am Ring (85.000) bei weitem keins der größten Festivals. Eine Gruppe aus Hamburg, die die tollste Frau vonne Welt schon aus den letzten Jahren kannte, hatte uns Platz für zwei Zelte freigehalten. So waren wir nah am eigentlichen Festivalgelände.

Ich war schon mehrmals beim Zita-Rock-Festival. Das zählt aber nicht so richtig, da konnte ich abends nach Hause laufen und am nächsten Mittag wieder zurückkommen. Was mich hauptsächlich von „richtigen“ Festivals abgehalten hat, war die Vorstellung, dass bis weit in die Nacht Lärm gemacht würde („Helga!“), und morgens die ersten schon wieder um viel-zu-früh aufstehen würden. Und was soll ich sagen… es war noch schlimmer. Unser Platz nah am Festivalgelände lag auch verdammt nah an der Disco. Als sehr spät Freitag Nacht „Wer hat an der Uhr gedreht?“ gespielt wurde, wäre ich schon gern aufgestanden und hätte den DJ erwürgt. Da halfen auch keine Gehörschutzstöpsel. Nach viel zu wenigen Stunden Schlaf standen die ersten auf und unterhielten sich leise. Was auch nur dazu führte, dass ständig jemand „Hm?!?“ machte. Auch dabei lässt sich’s nicht gut schlafen.

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Lange Schlange, kurzes Warten

Am Mittag hieß es dann anstehen vor dem Gelände. War aber nur halb so schlimm, wie es hier aussieht. Es wurde schnell kontrolliert, ob man verbotene Gegenstände wie Glasflaschen bei sich hatte, und schon ging’s rein.

Ich habe mir gleich die allererste Band angesehen, Molllust, die den Auftritt bei einem Online-Voting gewonnen hatte. Ich mag das, wenn Bands schon stolz sind, vor ein paar Hundert Frühaufstehern spielen zu dürfen. Eine Demut, die später einer anderen Band merklich abging. Bei ihren Ansagen schien mir die Sängerin recht aufgeregt zu sein, aber ihr Gesang war (soweit ich das als unmusikalischer Mensch beurteilen kann) klasse und sie erreichte auch höchste Höhen. Vom Gesang her hätte ich sie mir glatt bei Nightwish vorstellen können.

Eisenfunk machen elektronische Musik. Ich hatte mich gefragt, wie das auf der Bühne funktionieren soll, aber mit sehr aktiven Sängern und einer Leinwand für Videos kam das gut rüber. Viel Spaß hatten wir mit Liedern wie „Pong“ und „Super Space Invaders“. Als dann aber Bilder realer Folterungen über die Leinwand flimmerten… Ich frage mich, was Bands einem mit so etwas sagen wollen. Ob sie auf der guten Seite der Macht steht. Und wenn, ob die Fans das auch alle so verstehen. Und selbst wenn – ich kann zu Folter nicht gut feiern.

Abends haben ASP wie immer viel Spaß gemacht. Ich sollte mal kucken, ob es da nicht ein gutes Best-Of-Album gibt. Beim Headliner des Tages HIM ist mir leider die Kondition ausgegangen aufgrund der kurzen Nacht und weil ich gesundheitlich eh ein wenig angeschlagen war.

Dementsprechend hab ich auch nicht mehr lang gefeiert. Die in der Disco schon. Trotzdem konnte ich besser schlafen. Muss die Erschöpfung gewesen sein.

Die Organsisation der Veranstaltung hat gut geklappt, finde ich. Klar, es hätten ein paar mehr Toiletten sein können und ein paar mehr Bänke in der Dusche, aber insgesamt kann ich mich nicht beklagen. 100 Grufties beim Zähne Putzen sind übrigens ein klasse Anblick! Schade, dass ich um die Zeit zu müde war, davon Fotos zu machen. Und während einige unzufrieden waren, dass gelegentlich eine Klobrille nicht trocken war, halte ich es schon für eine ziemlich gute Leistung der Besucher(-massen), dass ich mich auf der Toilette regelmäßig setzen konnte.

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Die Hauptbühne

Die erste Band, die wir uns am Sonntag angehört haben, waren unsere Local Heros aus Berlin: Coppelius. Wie immer eine gute Show mit tanzbein-anregender Musik. Die könnte man sich auch mal wieder im Konzert ankucken. Zu Blutengel bin ich hauptsächlich gegangen, weil sie eine „ansehnliche“ Bühnenshow bieten sollen. Und tatsächlich: Zu gefühlt jedem zweiten Lied knackige Frauen, die tanzen, sich ausziehen, sich gegenseitig ablecken oder alles drei. Die Musik von Blutengel hat die tollste Frau vonne Welt mit „Schwarzem Schlager“ treffend umschrieben. Bei vielen Lieder dachte ich mir, das hört sich ganz nett an, bis sie nach spätestens einer Minute in eine Endlosschleife mündeten. Der Auftritt des Sängers war das Gegenteil von Mollust: das wirkte nicht demütig, sondern arrogant. (Ich wüsste ja gerne, was Psychologen dazu sagen, wenn jemand bei einer Verbeugung den Kopf zur Seite dreht…)

Nachtrag: Mehr Bilder von Blutengel gibt’s hier.

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Halbnackte Tatsachen bei Blutengel

Abends sind wir zum Headliner Nightwish gegangen. Bekannt wurde Nightwish mit der Sopranistin Tarja Turunen. Ob die aktuelle Sängerin diesem Erbe halbwegs gewachsen ist, darüber gingen die Meinungen auseinander. Manche fanden sie gut, eine bezeichnete sie als „Rock-Röhre“. Ich fand den Auftritt von Nightwish in jedem Fall gelungen. Im Vergleich zu so einer aufwändigen Show wirken die der kleineren Bands im Nachhinein doch… nun: kleiner. Leider hatten wir und die Band das Pech, das zum Schluss ihres Auftritts, der auch noch der letzte der aktuellen Tour war, Regen einsetzte.

Am nächsten Morgen sammelten wir uns und unseren Müll zusammen. Für eine Eintrittskarte und einen Sack Müll bekommt man fünf Euro zurück. Eine gute Regelung, die dafür gesorgt hat, dass die Zeltplätze ziemlich gut aussahen. Wobei wie gesagt die Besucher eh eher von der ordentlichen Fraktion waren. Die Hamburger waren eine nette Truppe, ich hatte Spaß gehabt, und trotzdem hab ich mich sehr auf mein warmes, weiches Bett gefreut. Und auf Ruhe.

 

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