Nach dem Erfolg der Nacht der Singenden Balkone 2013 wurde die Veranstaltung dieses Jahr nicht genehmigt. Die tollste Frau vonne Welt und ich haben an der zweiten Hälfte der Demo gegen diese Entscheidung teilgenommen.
Die Polizei-Präsenz hat mich überrascht: Mehrere Mannschaftswagen und PKWs haben die Demonstration begleitet. Meine Vermutung ist ja, dass Demos in unserem Bezirk selbst dann argwöhnisch beäugt werden, wenn nur einige hundert Demonstranten ein denkbar friedliches Anliegen haben.
Als wir dazustießen, sang gerade eine Frau vor einem Café. Es war wunderschön, und wir haben uns drei Lieder angehört, obwohl die Polizeiwagen inzwischen schon weitergefahren waren. Als wir ihnen hinterhergingen, wurden wir von Polizisten von der Straße komplimentiert, da wir nicht mehr Teil einer Versammlung seien.
Erst später wurde uns das Muster klar: Als sich auf einem Balkon Menschen bereitmachten, für uns zu singen, zündete sich der eine oder andere Polizist eine Zigarette an. Nach einem Lied – es mag ähnlich lang gebraucht haben wie die Zigarette – wurden die Demonstranten gebeten, weiterzugehen. Der Verbindungsmann der Polizei forderte einen Demonstrationsleiter auf, die Leute anzutreiben, was dieser mit Sätzen wie: „Das ist eine Geh-Demo, da muss man weitergehen!“ umsetzte. Gleichzeitig wurde von oben weiter gesungen. Ein traurig-komisch-groteskes Bild.
Die Organisatoren haben sich dann auch tatsächlich bemüht, den Demonstrationscharakter aufrechtzuerhalten. Ich hatte ja damit gerechnet, dass dennoch wie eigentlich geplant gesungen werden würde, aber das hat die Polizei unterbunden und die Veranstalter wollten sich wohl nicht um die Chance bringen, nächstes Jahr die Veranstaltung genehmigt zu bekommen oder wenigstens wieder demonstrieren zu dürfen. Übrigens hatte man durchaus versucht, die Veranstaltung (nicht als Demo) anzumelden. Das ist aber gescheitert. Der Ordnungsamtsleiter sah die Veranstaltung als Belastung für den öffentlichen Raum. Wenn das stimmt, halte ich den Ordnungsamtsleiter für eine Belastung des Verwaltungsraums.
Aber so haben die tollste Frau vonne Welt und ich unsere Meinung auf die Straße gebracht und einen stellenweise durchaus romantischen Abend verbracht.