Gutes Tun schwer gemacht

Meine tollste Frau vonne Welt und ich wollen mehr Ordnung in unsere Wohnung bringen. Ich habe Klamotten und Teile der alten Science-Fiction-Sammlung aussortiert (die zu großen Teilen noch von meinem Vater stammt). Ich wollte die Sachen aber nicht weg­­werfen, sondern einem guten Zweck zukommen lassen. Gar nicht mal so einfach.

Alte, aber noch brauchbare Klamotten hatte ich immer in den Kleider­­spendecontainer ein paar Ecken weiter geworfen. Doch der ist wegen Baumaßnahmen verschwunden. Das mit dem Kleider­­spenden ist auch gar nicht so einfach, wie man glauben möchte. Ich habe zwar, als ich nun mal die Augen aufgemacht habe, glatte fünf Boxen in der Nähe meiner Arbeit gefunden, aber die meisten waren schlicht kommerzielle. („Humana“ zum Beispiel ist es 2009 in Rhein­­land-Pfalz verboten worden, den Eindruck eines guten Zwecks zu erwecken, weil die „mehrheitlich karitative Verwendung der Schuh- und Kleiderspenden nicht nachgewiesen werden konnte“.) Lediglich einer der Aufsteller versprach, dass er gelegentlich für einen guten Zweck spendet. Eine Über­­sicht über Rote-Kreuz-Sammlungen habe ich nicht gefunden (und auch diese Sammlungen sind ja umstritten).

Bei Büchern haben wir letztens auch Ärgerliches erlebt: Die, die wir zum Verschenken im Hausflur hingelegt hatten, tauch­­ten später bei einem Ein-Euro-Buchladen auf. Toll… verkaufen könnten wir die auch selbst! Ich habe mich nach verschiedenen Ver­­schenk­­mög­­lich­­kei­­ten umgesehen. Interessant fand ich Book­­crossing, aber das war mir eigentlich zu aufwändig. Aber Wegwerfen wollte ich die Bücher auch nicht, auch wenn Science Fiction aus den Siebzigern schon arg veraltet anmuten. Außerdem wollte ich – aus Gründen der Buch-Er­­hal­­tung, aber natürlich auch aus finanziellen Gründen – schon gar nicht Bücher vernichten, die heute gesucht sind. Ich habe sie dann bei mehreren Online-Portalen von Buch­­aufkäufern eingegeben. (Jedenfalls die, die überhaupt eine ISBN hatten…) Erst danach bin ich auf ein Vergleichsportal gestoßen. Nach zahlreichen Treffern mit 0 oder 5 Cents kam ein Buch auf 3 oder 4 Euro. Wenn man nach diesem Buch bei Ebay kuckt, stellt man fest, dass dort 20 Euro für ein mittelmäßig erhaltenes Exemplar bezahlt wurden! Man kann diese Aufkäufer also in Anspruch nehmen, wenn man schnell sein Zeug loswerden will, aber es muss einem klar sein, dass sie ei­­nem nicht viel Geld bezahlen. Doch die allermeisten Bücher waren so oder so ungefähr nichts wert.

Irgendwann bin ich dann beim Googeln auf eine Lösung gestoßen – an der ich regelmäßig vorbeirenne (blind, wie es so meine Art ist): ein „Schenkladen“. Der Internetauftritt war mir sympathisch, also habe ich mir meine Klamotten und eine Handvoll Bücher gegriffen und bin vorbeigegangen. Und, was soll ich sagen – eine sym­­pa­­thi­­sche Begegnung. Die Hilfsbedürftigen wuselten durch den kleinen, mit Klamotten vollgepackten Raum, eine (natürlich ehren­­amtliche) Mit­­ar­­bei­­te­­rin hat mir geholfen, meine Sachen aufzuhängen, und ich hatte das gute Gefühl, dass die da nicht lange hängen bleiben und bei jemandem landen, der sie gut gebrauchen kann. Zwei Pack Socken wollte die Mitarbeiterin gleich für Flüchtlinge sichern, aber ein deutscher Hilfsbedürftiger meinte, man solle doch auch noch an sie denken… Die Bücher habe ich dann noch in die Buchkiste gelegt. Eigentlich wollte ich ein paar Tage später schauen, ob die auch Ab­­nehmer gefunden haben, aber das hab ich verpennt.

Ich muss sagen, es hat sich richtig gut angefühlt, mit den Dingen, die ich aussortiert hatte, die anderen aber immer noch weiterhelfen können, etwas Gutes zu tun. Ich hatte das Gefühl, so kommen die Sachen an jemanden, der sie gebrauchen kann, und der nicht nur Profit daraus schlagen will. Da werde ich wieder hingehen.

 

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