Ich will mal wieder einen vergleichenden Beitrag über zwei Computerspiele schreiben. Bietet sich aber auch einfach an bei TIS-100 und Human Resource Machine.
Die Simluatoren-Riege, Landwirtschaftssimulator, U-Bahn-Simulator und was weiß ich, verkauft sich teilweise sehr, sehr gut. Ich habe gelesen, dass diese Spiele nicht selten von Menschen gekauft werden, die denselben Beruf haben und sich in der Freizeit damit entspannen wollen. Der Bauer kann dann virtuell ohne Druck die neueste fette Landwirtschaftsmaschine fahren. Wie doof, dachte ich mir. Und nun sitze ich da und muss feststellen, dass ich nach dem Feierabend von meiner Arbeit als Softwareentwickler… Programme geschrieben habe.
TIS-100
In TIS-100 kommen wir an einen alten Rechner von einem verstorbenen Onkel. Für die Atmosphäre sollte man sich die Anleitung ausdrucken und wie in der Guten Alten Zeit darin blättern. Startet man das Spiel, gibt es das Geräusch eines Uralt-PCs von sich und tut so, als würde der hochbooten – inklusive Speichertest. Das Verlassen des Spiels sieht aus wie ein Röhrenmonitor beim Ausschalten.
Der Spieler muss dann Programmieraufgaben von steigendem Schwierigkeitsgrad lösen. Das Handbuch erklärt die (Assembler-)Sprache und das Rechner-Modell. Bis zu 12 Rechenknoten arbeiten gleichzeitig. Synchronisiert werden sie durch die Datenübergabe. Wie man im Bild sieht, ist die Präsentation passend zur Geschichte spröde. Durch die Freischaltung von Datenknoten entwickelt sich die Geschichte, die mich allerdings nicht übermäßig bewegt hat. Meine Motivation waren die teilweise ziemlich herausfordernden Rätsel. Eine schwerwiegende Beschränkung ist, dass die Programme pro Kern höchstens 15 Befehle lang sein dürfen. Das letzte Rätsel in der Liste, ein Sortieralgorithmus, habe ich nicht hingekriegt.
Human Ressource Machine
Human Ressource Machine von den Machern von World of Goo und Little Inferno (über das ich auch mal hätte schreiben sollen!) ist ebenfalls ein Programmier-Spiel, sieht aber ganz anders aus. In der Tomorrow-Corporation-Optik durchläuft ein Mann sein Arbeitsleben als fremdbestimmer, programmierter kleiner Angestellter. Bei dem Namen und dem Thema frage ich mich ja, ob den Machern bei dem Begriff „Human Resources“, wie unsere Personalabteilung inzwischen heißt, derselbe kalte Schauer über den Rücken gelaufen ist wie mir.
Auch hier werden Programmieraufgaben gestellt, es findet aber keine Parallelverarbeitung statt. Die Spielfigur spult in witzigen Animationen das Programm ab. Der Vorgang lässt sich zum Glück auch stark beschleunigen. Außerdem kann man Programme in einzelnen Schritten und sogar in Rückwärtsschritten ablaufen lassen. Für Programmierer: Die Figur ist Akkumulator/Register und auf dem Boden finden sich ein paar Speicherzellen. Aus der Eingabe muss nach vorgegebenen Regeln die Ausgabe gebildet werden.
Indirekt gibt es drei Schwierigkeitsgrade: Die normalen Rätsel, die man lösen muss, um das Spiel erfolgreich abzuschließen, zusätzliche Rätsel, die man auslassen könnte, aber nicht sollte, und als Krönung zu jeder Aufgabe optionale Optimierungsvorgaben für Geschwindigkeit (durchschnittliche Anzahl der benötigten Befehle pro Durchlauf) und Programmgröße (Anzahl der Befehle im Programm). Häufig braucht es zwei grundverschiedene Programme, um die jeweiligen Optimierungsziele zu erreichen.
Etwas unhandlich ist die Erstellung der Programme per Drag und Drop. Außerdem muss man in längeren Programmen viel scrollen und verliert schnell die Übersicht. Man möchte meinen, so ist das halt bei Ports von Mobil-Spielen – aber das Spiel gibt es erstaunlicherweise gar nicht für Tablets! Man kann Programme auch in die Zwischenablage kopieren und außerhalb des Spiels mit einem Editor seiner Wahl bearbeiten, aber das ist weder sonderlich handlich noch hilft es mir bei der Immersion.
Fazit
Mit einer Empfehlung tue ich mich schwer. Macht so ein Spiel Nicht-Programmierern Spaß? Ich weiß es nicht. Letztlich ist es Logik, ein Stück weit Mathematik. Wer also gern Rätselspiele spielt und beim Wort „Mathe“ nicht gleich schreiend wegläuft, kann sich durchaus mal an so einem Spiel probieren. Wenn er keine Idee hat, was dieses „Programmieren“ eigentlich ist, erhält er hier zusätzlich eine Vorstellung von den Grundlagen dieses Handwerks.
Ich würde aber Programmieren wie Nicht-Programmierern erstmal zu „Human Resource Machine“ raten. Es sieht viel besser aus und punktet mit seinem variablen Schwierigkeitsgrad. War dann noch nicht genug hat, kann sich aber auch der Herausforderung von „TIS-100“ stellen.
Beide Spiele sind für Linux, Mac und Windows erhältlich. TIS-100 kostet 7 Euro, Human Resource Machine 10.