Von der 50-Hertz-SD-Röhre direkt zum 3D-4K-Flatscreen

Vor 13 Jahren hatte ich mir meinen Röhrenfernseher gekauft.
Nun musste er einem modernen Gerät weichen.

Der Stand der Technik, früher

Der Elektromarkt-Verkäufer dachte damals, er hätte sich verhört, als ich nach einem 50-Hertz-Fernseher gefragt habe. 100 Hertz galten als Stand der Technik. Doch ich hatte ein Forschungs­­ergebnis gelesen, nachdem bei gleicher Pixelrate 50 Hertz besser aussehen als 100 Hertz. Außerdem hat der Fernseher manchmal keine Chance, die Bilder zu berechnen, die er zusätzlich zu den übertragenen anzeigen soll. Nimm an, ein Fußball ist in einem Bild links vom Spieler und im nächsten rechts von ihm. Wo war er da­­zwi­­schen – vor oder hinter dem Spieler? Du weiß es nicht – und der Fern­­seher schon mal gar nicht. Was er dann anzeigt, weiß ich nicht. Vielleicht einen Spieler-Ball-Mix, vielleicht rät er. Beides möchte ich nicht haben, das kann mein Gehirn besser als der Fernseher. Das sucht sich aus, was ihm plausibel erscheint – und findet das Ergebnis dann natürlich total plausibel.

Größe

Ich habe übrigens noch einen weiteren Verkäufer auf dem falschen Fuß erwischt. Ich habe nach einer Schrankwand gesucht, die den Fernseher dann auch aufnehmen kann. Es gab keine in dieser Größe. Der Verkäufer, darauf angesprochen, hat mich gefragt, ob ich denn in 10 Jahren immer noch einen solchen Fernseher haben würde.(*) Danke schön, aber ich wollte nicht 10 Jahre später eine Schrank­­wand kaufen. Es ist die eine Sache, ob man die Bedürfnisse des Kunden erfüllen kann. Aber ernst nehmen sollte man sie schon. Ich habe dann bei IKEA einen großen Unter­­schrank mit 3 cm dicken Böden gefunden. Er hat sich trotzdem unter dem Fernseher durch­­ge­­bogen.
(*) Heute weiß ich: ja.

Scheibchenweise

Vor einer Weile habe ich den DVD-Player ersetzt. Hier hatte tat­­säch­­lich die alte Technik den Geist aufgegeben. Weil es nicht sehr viel mehr kostete und die Investition nach Möglichkeit zukunfts­­sicher sein sollte, habe ich dann einen 3D-fähigen Blu-ray-Player an der SD-Röhre betrieben. Was in der DVD-o-thek (Oha, es gibt wirklich eine Firma, die sich so nennt!) dazu führte, dass ich auf die Frage, ob ich einen Film auf DVD oder Blu-ray haben möch­­te, geantwortet habe, dass mir das egal ist. Das Personal konn­­te mit der Antwort re­gel­­­mä­ßig nicht umgehen. Sie hätten ja das rausrücken können, was vom jeweiligen Film gerade weniger be­­gehrt war. Stattdessen habe ich die Antwort bekommen, es wäre ihnen auch egal.

Alter Fernseher
Vorher: gut.
Veraltung

Als der Röhrenfernseher ganz neu war und ich ihn probeweise ein- und ausgeschaltet habe, meinte ein Freund, ich wäre ja mutig. Er hatte wohl die Erfahrung gemacht, dass Fernseher beim Ein- und Ausschalten kaputtgehen könnten. Na, was soll ich sagen… Er hat sehr, sehr viele Ein- und Ausschaltvorgänge überstanden. Am Knopf ist heute der Lack ab.

Schon vor fünf Jahren haben sich die Leute darüber gewundert, dass ich den dicken Röhrenfernseher immer noch hatte. (Haupt­­sächlich haben sich wohl die „gewundert“, die das 60-Kilo-Teil beim Umzug in den fünften Stock geschleppt haben.) Eigentlich wollte ich ihn be­hal­ten, bis er nicht mehr kann. Aber unterstützt vom Hoch­zeits­ge­schenk meines Schwieger­vaters bin ich dann doch schwach geworden und wir haben uns einen 48-Zoll-3D-4K-Flat­­screen gekauft.

Der Stand der Technik, heute

Und so umgehen wir 100-Hertz-Röhren, flache SD-Fernseher, „HD-Ready“, „Full HD“ und gehen direkt zu 4K über. Aber nur beim Fernseher. Der Scheibenspieler war wie gesagt schon HD-fähig und das Fernsehen wird auf HD upgedatet. Mit 4K-Zuspielung rechne ich auf lange Zeit nicht. Es ging mir nur darum, einen Fenseher mit sehr guter HD- (und SD-)Darstellung zu bekommen. Dass der auch 4K könnte, ist nebensächlich. Eine gebogene Oberfläche, wie sie die Fernsehmacher derzeit als neues, tolles Feature anpreisen, wollte ich übrigens nicht haben. Man läuft wohl leicht Gefahr, dass die Biegung an irgendeiner Stelle Licht zum Reflektieren findet.

Auswahl

Ich habe Wochen bis Monate gesucht und gewählt. Geholfen hat mir die große Fernseher-Datenbank von Stiftung Warentest. Man muss 5 Euro bezahlen, um darauf zugreifen zu können. Schade fand ich allerdings, dass man dann nur zwei Wochen lang darauf zugreifen kann. Und dass Stiftung Warentest – als Ver­­brau­­che­r­­schützer! – nicht übermäßig deutlich darauf hinweisen, dass dem so ist. Ich hatte mir einen Fernseher von Sony ausgesucht. Doch dann wurde erstmal geheiratet. Und dann, was soll ich sagen… gab es das Sony-Modell nicht mehr. Ich habe mir den Datenbank-Zugriff noch einmal gekauft, meine Preisvorstellungen angesichts der Hoch­zeits­ge­schen­ke noch ein wenig großzügiger bemessen und erneut gesucht. Die Ausgabe von fünf oder zehn Euro kann man bei so einer großen Ausgabe sehr guten Gewissens tätigen, denke ich.

Umwege

Eines Tages stand der neue dann endlich beim Nachbarn, bereit zum Ab­ho­len. Ich bin damit die Treppen hinauf­ge­flo­gen… doch als wir ihn ausgepackt haben die Enttäuschung: Die Front­schei­be war be­schä­digt. Die Verpackung sah auch ziemlich rampo­niert aus. Komisch nur, dass der Fernseher nicht dort seinen Bruch hatte, wo die Verpackung ihr Loch hatte. Aber wie dem auch sei: Ich habe beim Versand an­ge­ru­fen, gemailt, auf Antworten gewartet, auf Aufforderung Fotos von Schaden und Ver­packung gemacht, vermailt, wieder auf Antwort gewartet, den Fern­seher zurückgehen lassen, wieder gewartet… und schließlich kam der neue an. Ganz.

kaputter-fernseher-komplett
Zwischendurch: schlecht

Abgesehen von der Sorge, ob man den kaputten Fernseher an­­stands­­los umtauschen würde, war es echt ein trauriger Anblick. Da wird so ein technisches Kunstwerk hergestellt, ein Computer drin und ein hochwertiges Display dran, und dann wird es wohl beim Transport so misshandelt, dass es kaputtgeht. Und wer weiß, ob sich wenigstens jemand um die Verwertung der ganzen noch funktions­­fähigen Teile kümmert…

3D

Vor vielen Jahren habe ich mal einem Kollegen gesagt, ich würde mir erst einen neuen Fernseher kaufen, wenn der 3D könnte. Er hat es für einen Witz gehalten – damals war das 3D-Kino wohl noch nicht in aller Munde. Nun habe ich das umgesetzt. Allerdings war ich etwas verwundert, dass bei dem teuren Fernseher keine einzige Brille dabei war. Es ist ein aktives 3D-System, also etwas schwerere und teurere Brillen. Aber zwei Brillen hätten bei dem Preis schon drin sein können…

Ich weiß nicht, ob ich gelegentlich zu Hause 3D sehen werde. Beim Fernseher gilt die Technik als sterbend. Was ich nicht ganz verstehe, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es im Kino wieder ver­schwin­det. Auch der übernächste Star-Wars-Film wird ja wohl in 3D zu sehen sein… Zwei Brillen werden wir uns wohl dennoch zulegen. Ab 15 Euro gibt es eine einfache Brille von Samsung bei einem seriösen Anbieter. Die Brille mit Akku und etwas größerem Sichtfeld, SSG-3570CR, kostet aller­­dings mindestens 35 Euro. Mal schau’n.

Neuer Fernseher
Nachher: guter!
Und wohin mit dem alten?

Ich weiß es nicht! Da hat man ein auch nach all den Jahren noch gutes Gerät, und vermutlich will es nicht mal jemand geschenkt haben. Wenn du einen Röhrenfernseher brauchst und ihn dir in nächster Zeit bei mir abholen kannst, dann melde dich. (Nur für Selbstabholer. Achtung, sehr schwer.) Aber ich habe mir sagen lassen, dass sich selbst ausrangierte Flachbildfenseher nicht mehr so leicht loswerden lassen. Wir leben wohl in einer Fern­­seh­­­gerät­­ü­ber­­­fluss­gesell­­­schaft. Und unser Haushalt ist nun ein Teil davon…

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