Ich habe meine E-Mails gerne auf meinem Rechner. Aber was war das für ein Kampf mit meinem Mailbestand, als ich mal das E-Mail-Programm wechseln wollte…
An lokale Mails kommt niemand außer mir ran, ich kann sie in unbegrenztem Umfang beliebig lang aufbewahren und bei Bedarf flott durchsuchen. Und ich glaube nicht, dass irgendein Webmail-Client mit den Möglichkeiten eines lokalen Programms mithalten kann.
Problem
Ich bin damit auch viele Jahre sehr gut gefahren. Bis eine neue Version von KMail die Mails der alten Version nicht so richtig schlucken wollte und auch der Umzug auf Evolution schwierig war.
Der Grund dafür sind die verschiedenen inkompatiblen Formate, in denen die Programme Mails speichern. KMail verwendet eine Variante des Maildir-Formats, die wohl ungewöhnlich ist. Da werden Mail-Unterordner unter zum Beispiel „.linux/.spiele“ gespeichert, andere Programme drücken dasselbe als „.linux.spiele“ aus (also ohne zusätzlichen Unterordner). Das Format konnten selbst Programme, die Maildir unterstützen, nicht lesen. Dann wollte ich mal Claws Mail ausprobieren, aber das verwendet ein anderes Format namens mh. Thunderbird wiederum nimmt standardmäßig das mbox-Format, wie KMail es früher auch getan hat. Da werden alle Mails eines Ordners in einer Datei gespeichert, so dass diese bei jeder neuen Mail verlängert werden muss. Nicht optimal, wie ich finde. Auch mit den diversen Import- und Export-Helfern und Convertern bin ich nicht glücklich geworden.
Aber es muss doch möglich sein, mal das Mailprogramm zu wechseln, ohne große Klimmzüge mit den vorhandenen Mails zu machen? Wie bleibt man Herr über seine Mails und kann sie komfortabel verwalten, ohne sich fest an ein bestimmtes Programm zu binden?
Lösung
Die richtige Idee ist mir gekommen, als ich über diesen Blogbeitrag gestolpert bin. Der Autor beschreibt, wie er die krude Maildir-Mbox-Mischung von KMail (die ich auch hatte) händisch zu einem lokalen Mailserver transferiert hat, um sie von da in die lokalen Ordner von Evolution zu bringen. Aber das geht noch besser.
Man richtet sich einen lokalen IMAP-Mailserver ein. Unter Debian und Verwandten muss man nur unter der Kommandozeile einen Befehl absetzen, sudo apt-get install dovecot, oder in einem Paketverwaltungsprogramm seiner Wahl (synaptic zum Beispiel) „dovecot“ zum Installieren auswählen. Fertig.
Das Befüllen muss man nicht von Hand machen. Man verrät einfach seinem Mailprogramm, dass man jetzt zusätzlich einen lokalen IMAP-Mailserver hat und lässt es die Mails aus seinem Speicher – wie auch immer der aussehen mag – zum Server übertragen. Und danach überträgt man sie nicht auf dieselbe Weise zum nächsten Programm – sondern lässt sie einfach weiterhin vom lokalen Mailserver verwalten.
Das Abholen neuer Mails habe ich dann per POP3 direkt in den Mailserver-Ordner hinein eingerichtet. Alternativ kann man sich ankommende Mail per IMAP auf dem Provider-Mailserver anschauen, und sie nach Erledigung in die lokalen (Server-)Ordner verschieben. So könnte man auf die unerledigten Mails auch von außerhalb noch zugreifen. Man kann dann noch konfigurieren, dass auch Spezialordner wie der für gesendete Mails auf dem Mailserver liegen. So wird die Speichermethode des Mailprogramms überhaupt nicht mehr verwendet. Wie das auf der Festplatte gehandhabt wird, ist dann Sache des Servers.
PS: Ich habe mich dann aber doch noch um das Speicherformat gekümmert. Weil ich den Standard von Dovecot, Mbox, wie gesagt für nicht optimal halte, habe ich Dovecot auf Maildir umgestellt. Dafür erstetzt man unter Debian in der Datei /etc/dovecot/conf.d/10-mail.conf (kann auch z. B. /etc/dovecot.conf sein) die Zeile „mail_location“ mit mbox gegen die mit „mail_location = maildir:~/Maildir“.