Mein Smartphone

Nachdem ich ausführlich erzählt habe, warum ich nun doch ein Smart­phone habe, möchte ich auch noch darüber schreiben, wie ich es mir ausgesucht habe und wie es sich bewährt.

Ich habe mir Ubuntu- und Firefox-Phones angekuckt. Ich wäre auch mit einem deutlich kleineren App-Angebot zu­recht­gekommen, aber die Systeme scheinen nicht ausgereift zu sein. Ich bin mir auch nicht sicher, ob daraus noch was wird. Telefone mit an­ge­bissenem Apfel kommen für mich nicht infrage, weder preislich noch in ihrer Ein­ge­schränkt­heit auf ein Ökosystem – auf einen gol­de­nen Käfig. Im Nach­hinein wäre vielleicht noch ein Wileyfox mit vor­installiertem Cyano­gen OS interessant gewesen, aber geworden ist es ein normales An­droid-Handy.

Ich wollte ein preiswertes Smartphone. Ich will damit ja nicht „Call of Duty“ zocken. Das Gerät sollte lang mit Updates ver­sorgt werden, auf dass ich mir ein paar Jahre lang kein neues kau­fen muss. Ich habe da­her eins genommen, dessen Vor-Vorgängergeneration noch ein ak­tu­el­les Android bekommen hat. Der Speicher muss per SD-Karte er­wei­ter­bar sein – es ist mir ein kom­plettes Rät­sel, warum Leute 1000-​Euro-​Handys kau­fen, denen diese Mög­lich­keit fehlt. Und der Akku sollte aus­wech­selbar sein. Ob es dann, wenn der alte nicht mehr kann, einen guten neuen dafür zu kaufen gibt, ist eine andere Frage. (Bei unserem Staub­sau­ger­roboter war das ja leider nicht der Fall.) Und ein 5-Zoll-Bildschirm sollte es sein, auf dass man von Internetseiten auch ein wenig was sehen kann. (Ich glaube ja, dass wir in zehn Jahren über das Konzept von Smartphones lachen werden – viel zu groß für ein Telefon, viel zu klein für’s Internet. Wir brauchen etwas Auf­roll­bares oder Brillen oder sowas. Große Bildschirme in kleinen Geräten.)

Meine Stamm-Computerzeitschrift, die c’t, testet auch Smart­phones und Tablets. Anfangs habe ich mich darüber gewundert, aber letztlich fallen die tragbaren Computer, teilweise mit Tele­fon­funk­tion, ja in ihr Metier. Als Anhänger von Highend-Geräten tun sie sich mit den ein­fa­che­ren Modellen etwas schwer, aber das Motorola Moto G wurde mehrfach empfohlen. Ich habe ein wenig geschwankt zwischen der etwas älteren dritten Generation und der aktuellen vierten (in­zwi­schen von Lenovo), bei der der Kompass fehlt. Ich habe mich dann für das aktuelle Modell entschieden. Es kostete 160 €.

Positiv überrascht hat mich, dass mein Exemplar entgegen der Be­schreibung zwei Sim-Karten akzeptiert. So kann man zum Bei­spiel im Urlaub mit demselben Smartphone mit einer Karte des Urlaubs­lands surfen, aber gleichzeitig unter seiner Hei­mat-Nummer er­reich­bar bleiben. Lustig fand ich beim Auspacken die Folie auf dem Display: Die hat be­haup­tet, das Gerät hät­te 2­ GB RAM und 16­ GB „ROM“. Das ist na­türlich falsch. Es hat zwei Giga­bytes Haupt­­spei­cher (RAM). Aber nicht 16 Giga­bytes ROM – „Read Only Me­mo­ry“. Das hieße ja, dass man da nichts rein­schrei­­ben kann. Nein, es ist be­schreib­ba­rer „nicht-flüchtiger“ Speicher, ver­gleich­bar mit einer Fest­platte oder einer ein­ge­bau­ten SD-Karte. Kurz und knackig für die Folie könnte man „16­ GB Flash“ schreiben.

So ein Smartphone möchte natürlich auch unterwegs ins Internet. Ich habe mich für ein Prapaid-Angebot vom Discounter Penny ent­schie­den. Dort bekommt man eine Sim-Karte und kann sie dann im In­ter­net freischalten, indem man seine Daten eingibt. Oder irgend­welche anderen Daten. Dem Provider gegenüber ist das Smart­phone also anonym. Wie man das aus dem „Tatort“ kennt.

Und wie bewährt sich das Smartphone? Besonders praktisch war es, als wir kurz nach dem Kauf für ein verlängertes Wochenende auf Rügen waren. Auf dem Hinweg konnten wir nach einer Sparkasse googeln und eine Navigations-App verwenden (Nokias „Here We­Go“). In der Ferienwohnung kamen wir per WLAN ins Netz.(*) Da­durch konnten wir auch beim Frühstück Heimat-Radio, Radio Eins, hören und ich konnte Video kucken, als ich mal eine Pause vom vielen Wandern brauchte. Unterwegs haben wir mal einen Schnapp­schuss per Handy gemacht und an Freunde verschickt – die Instant-Variante der Postkarte. Die „rich­ti­gen“ Fotos haben wir mit rich­ti­gen Kameras gemacht.

(*) Das WLAN hat mich vor ein interessantes Problem gestellt: Man sollte auf einer lokalen Seite ein Passwort eingeben, bevor das Inter­net freigeschaltet wurde. Das Smartphone hat aber gemerkt, dass das Internet per WLAN nicht erreichbar war, und blieb auf der Mo­bil-Ver­bindung – die wiederum keinen Zugriff auf die lokale Adresse zum Eingeben des Passworts hat. Um den Knoten aufzulösen, musste ich die Sim-Karte vorübergehend deaktivieren und das Handy so auf die WLAN-Verbindung zwingen. Nach Eingabe das Passworts konnte ich sie wieder aktivieren.

Zu Hause brauche ich das Smartphone unterwegs kaum. Schön finde ich, eine Kamera für Schnappschüsse immer dabei zu haben. Denn der beste Fotoapparat ist der, den man tatsächlich dabei hat, wenn man etwas fotografieren will. Ich habe auch mal gekuckt, ob eine Regional­bahn fährt oder die S-Bahn schneller wäre. Gelegentlich set­ze ich einen Online-Chat unterwegs fort. Eine Spezialanwendung wäre, die „Fernbedienung“ des Rechners meine Schwiegermama zu testen: Mit dem Smartphone könnte man übers Mobilfunknetz von außen die Weiterleitung des Routers zu ihrem testen – während man gerade dran sitzt. Und tatsächlich melden sich manche Leute eher mal, wenn man WhatsApp hat.

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