Windows-Installation

Ich hatte meiner Schwiegermama einen PC zusammengebaut und darauf Linux installiert. Der Rechner lief auch soweit zu ihrer Zu­frie­den­heit – bis sie sich beim Elektro­markt um die Ecke ein Drucker-Schnäppchen für 80 Euro gekauft hat. Der unterstützt Linux nicht. Nun habe ich ihr doch Windows installiert. Das ist beim extrem be­nut­zer­freund­li­chen Windows natürlich total einfach. Oder so ähn­lich.

Ihr Windows XP war abgelaufen. Meine Vista-Lizenz (die ich nicht mehr brauche, weil bei uns nun alle Rechner unter Linux laufen) hälfe auch nur noch bis Frühjahr 2017. Windows 8 wollte ich ihr nicht an­tun, also gab es die Wahl zwischen Windows 7 und Windows 10. Windows 7 wird nach aktuellem Stand bis Januar 2020 unter­stützt. Das klang zwar weit entfernt (Ende 2016), aber als ich nach­gezählt habe, waren es auch nur noch gut drei Jahre. Also habe ich ihr für 100 Euro Windows 10 Home besorgt. (Womit ihr PC jetzt leider 450 statt 350 Euro gekostet hat.)

Das erste Hindernis bei der Installation war, dass Windows auf DVD kam, wir bei ihrem PC aber keinen Bedarf für DVD-Laufwerk mehr gesehen haben. Aber man kann Betriebssysteme ja auch per USB-​Stick installieren. Bei Windows braucht man dafür erstmal man eine laufende Windows-In­stal­la­tion. Die habe ich wie gesagt nicht mehr. Aber zum Glück (leider?) sitze ich bei der Arbeit täglich an Windows. Ich habe also meinen Büro-Rechner dafür „missbraucht“. Man lädt ein Tool bei Microsoft aus, startet es, wählt den USB-Stick aus… Und hier verließen sie ihn. Mein USB-Stick wurde nicht erkannt.  Das ist wohl ein bekanntes Problem, das das Windows 10 „Media Creation Tool“ mit USB-Sticks von SanDisk hat. Und den (vielen) Sticks, auf denen gar nicht San­Disk draufsteht, aber trotzdem SanDisk drin ist.

Ich habe dann entsprechend dieser Anleitung der c’t das Programm mit dem schönen Namen „Rufus“ genommen. Dessen portable Version weigert sich seltsamerweise, von c:/Programme zu starten – im Gegensatz zu allen anderen portablen Programmen, die ich je probiert habe. Ansonsten hat Rufus aber einen guten Eindruck hin­ter­lassen. Es hat zuerst gefragt, ob es benötigte moderene Dateien herunterladen dürfe, und nachher zwei Modi angeboten, den DD-​Modus und einen anderen, der einen eigenen Boot-Bereich erstellt. Der empfohlene Weg hat dann auch funktioniert.

Vorher brauchte ich aber noch ein ISO-Abbild. Ich wollte nicht ver­su­chen, die (mutmaßlich geschützte) DVD zu rippen. Stattdessen könn­te es doch so ein Abbild bei Microsoft frei verfügbar sein, immer­hin schützen sie ihr Betriebssystem ja durch Aktivierung per Lizenz-Num­mer. Wenn ich über die Seite von Heise auf die Down­load-Seite von Microsoft gegangen bin, wurde mir aber wieder nur das Media Creation Tool angeboten. Interessanterweise kann ich jetzt, wo ich die Links unter Linux überprüfe, das Windows-ISO herunter­laden, „da das von Ihnen verwendete Betriebssystem das Win­dows 10-​Medien­er­stel­lungs­tool nicht unterstützt.“ Microsoft diskriminiert also Windows-Nutzer… Letztere brauchen anschei­nend einen pro­fessionellen Micro­soft-Account dazu. Ich habe dann meinen be­trieb­lichen Microsoft-Entwickler-Account („MSDN“) genutzt.

Und schon hatte ich einen USB-Stick für die Installation von Win­dows. Das war doch gar nicht mal so unkompliziert.

Bei Schwiegermama angekommen, habe ich ihre Daten sicherheits-kopiert und die Installation gestartet. Die lief erstmal reibungslos. Beim Erstellen des ersten Windows-Nutzers kommt man auch ohne Microsoft-​Konto aus, indem man bei der entsprechenden Auf­for­de­rung den kleinen Link „Diesen Schritt überspringen“ auswählt. Bei den gefühlt mehreren Dutzend Optionen, die man bei der In­stal­la­tion vorgelegt bekommt, ist man fast immer auf der daten­spar­samen Seite, wenn man die Vorgabe von Microsoft ablehnt – also (fast) jede Option ändert.

Dann ging es zur Eingabe der Lizenznummer. Wir hatten ja 100 Euro bezahlt und wollten Windows ganz legal verwenden. Doch diese Nummer ist inzwischen unter einer Rubbelfläche versteckt. Eigent­lich keine schlechte Idee, so kann man sicher sein, dass sie noch keiner gelesen und verwendet hat. Doch leider ist das Material, das Micro­soft dafür verwendet, schlechter als bei jedem Gratis-Rubbellos. Zwischen Nummer noch nicht frei­ge­rubbelt und die Nummer ist mit weg­ge­rubbelt scheint da nicht viel Raum zu sein.

Lies mich…

Vielleicht habe ich mich dumm angestellt. Vielleicht hätte man auch Abziehen statt Wegrubbeln müssen, ich weiß es nicht. Aber ich möchte für 100 Euro ein Betriebssystem haben, ohne vorher einem Geschick­lich­keits­test unterzogen zu werden.  Laut Google-Suche war ich aber auch nicht der einzige, dem es so ging. Mit Raten hat es dann noch geklappt…

Dann mussten nur noch die Daten wieder zurück auf die Festplatte. Wär ja gelacht, wenn dabei nichts schiefgegangen wäre. Zuerst fand ich das Diagramm im Kopierdialog, das einem Informationen über die Kopiergeschwindigkeit im Laufe der Zeit gibt, neckisch. Bis die ersten Fehlermeldungen kamen. Windows meinte, nicht auf ein Ver­zeichnis zugreifen zu können. Das war laut Windows aber da. Des Rätsels Lösung ist, dass Verzeichnisse mit einem Leerzeichen am Ende an­ge­legt worden waren. Die kann man sich anzeigen las­sen, da kann man rein, da kann man Datein rein- und raus­ko­pie­ren, aber man kann sie weder kopieren noch löschen noch um­be­nen­nen. Ich habe einige der empfohlenen Kommandozeilen-Tricks zu diesem Windows-Fehler ausprobiert, aber keine hat geholfen. An die Daten bin ich nun zwar händisch ran­ge­kommen, aber die Ver­zeich­nis­se ließen sich nicht löschen.

Für eine Linux-Installation hätte ich die ISO-Datei frei runterladen können, sie auf meinem Linux (oder per Live-CD) mit einem Befehl auf den Stick gepackt, für die Installation keine Lizenznummer ge­braucht, dabei auch nichts umstellen müssen, um ein daten­spar­sa­me­res System zu bekommen, als Windows je werden wird, und hätte am Ende die Daten mit einem Befehl zurückkopiert. Linux ist nicht immer einfach. Windows aber auch nicht.

2 Gedanken zu „Windows-Installation“

  1. Welcher Drucker war das denn? Nur damit dokumentiert ist, welche Marke und Modell man unbedingt meiden sollte.

    1. Guter Hinweis! Der Drucker ist ein Canon Pixma MG5752. Canons Support-Seite schreibt dazu „Leider wird Ihr Gerät durch das ausgewählte Betriebssystem nicht mehr unterstützt.“ (Ich würde das ja umgekehrt ausdrücken, das Gerät unterstützt Linux nicht mehr.) Es gab im Netz dezente Hinweise auf Treiber, aber ich wollte die Weihnachtstage nicht mit mutmaßlich eh vergeblichen Versuchen verbringen. Meine erste Wahl in Sachen Drucker für Linux wäre übrigens HP, die seit Jahren kontinuierlich entsprechende Treiber entwickeln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert