Der Rechner meiner Schwiegermama in spe hat die Hufe gestreckt. Es war Zeit für einen neuen. Den habe ich ihr heute gebaut.
Sie hat keine großen Ansprüche an einen PC: Internet, Texte, Tabellenkalkulation, Fotos anschauen, mal Mahjongg oder Solitaire spielen, das war’s. Für so einen Rechner muss man keine 1000 Euro ausgeben. Ich habe mich also zusammengerissen und die Teile nicht nach Zocker-, sondern nach Schwiegermama-Ansprüchen ausgesucht. Genaugenommen habe ich die meisten gar nicht selbst ausgewählt, das habe ich den Profis der c’t überlassen, die seit Jahren in aufwändiger Arbeit Bauvorschläge für PCs erarbeiten.
Unter dem Titel „Wünsch dir was für 4K“ hatten c’t im November drei verschiedene Konfigurationen vorgeschlagen: Einen kompakten Büro-Rechner für kleine Ansprüche, einen leistungsfähigen Rechner, der im Ruhezustand nur 11 Watt verbraucht, sowie einen „All-Inclusive-PC“, mit dem man dann auch moderne Spiele spielen kann.
Der Büro-Rechner ist schon grundsätzlich die passende Konfiguration für meine Schwiegermama. Allerdings halte ich mit wenigen Ausnahmen (wie dem TV-Rack) nicht viel von kompakten PCs. Man muss dafür Kompromisse eingehen, sei es bei der Leistung oder der Lautstärke – und immer bei der Erweiterbarkeit. Man gewinnt nichts, wenn der Rechner eh unter oder neben dem Tisch steht, hat aber noch mehr Geräuschbelästigung, wenn er auf dem Tisch steht. Ich habe meiner Schwiegermama darum davon abgeraten und sie hat mir zugestimmt.
Ich habe daher die Teile des kompakten Büro-PCs in das Gehäuse eingebaut, das für die beiden anderen Vorschläge vorgesehen war. Außerdem habe ich den Prozessor G3900 „mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis aller Desktop-PC-Prozessoren“ eingebaut, den die c’t sich ausdrücklich „als i-Tüpfelchen gewünscht“ hätte, der damals aber noch nicht erhältlich war.
Schon bei meinem VDR-Rechner (der dann natürlich im möglichst kleinen Gehäuse!) habe ich gelernt, dass heutzutage von vorneherein Wärmeleitpaste auf den Boxed-Kühlern aufgetragen ist. Man muss also keine eigene mehr auftragen. Das Einbauen von CPU und Kühler war eh sehr einfach: Prozessor einlegen (richtigrum!), ihn „festhebeln“, den Kühler auflegen und die vier Halter festknipsen, fertig.
Neu war für mich der Einbau des Netzteils am Boden des Gehäuses. Früher, als Netzteile oben eingebaut wurden, war es soweit ich weiß üblich, dass sie die Luft aus dem Gehäuseinneren angesaugt haben, die hat sich am Netzteil erwärmt und wurde nach hinten ausgepustet. Ich war überrascht, dass heutzutage die Luft durch das Bodenblech angesaugt und direkt nach hinten wieder weggeblasen wird. Man geht wohl inzwischen davon aus, dass es für Effizienz und Haltbarkeit des Netzteils ungünstig ist, warme statt kühle Luft einzusaugen.
Bei manchen Rechneraufbauten habe ich mich darauf verlassen, dass der Netzteillüfter die Wärme aus dem Gehäuse schafft – das geht so natürlich nicht mehr. Es waren zwei Lüfter im Gehäuse eingebaut, vorne und hinten, und den hinteren habe ich als Gehäuselüfter angeschlossen. Für den 11W-PC rät die c’t dazu, ihn über dem Prozessor einzubauen, aber ich gehe davon aus, dass das für den schmalbrüstigen Prozessor des Office-PCs egal ist. Außerdem kann sich so Schwiegermamas Katze nicht draufsetzen.
A propos schmalbrüstiger Prozessor: Die wenigsten Programme nutzen vier Kerne. Dennoch ist es mir schwergefallen, einen Dual-Core zu bestellen. Aber die c’t schreibt, dass es viel mehr bringt, eine SSD einzubauen als einen schnellen Prozessor mit Kernen, die kaum genutzt werden. Und das dürfte auch das Besondere an diesem Billig-PC sein: Er hat von Hause aus keine Festplatte, sondern eine 250-GB-SSD. Schwiegermamas alte Festplatte wird noch eingebaut, damit sie auf ihre Daten zugreifen kann, aber ich vermute mal, die wird sogar eher kleiner sein als die neue SSD.
Und wieviel kostet so ein „Billig-PC“ nun? Ich habe für die Innereien (Prozessor, Mainboard, 4 GB RAM, Netzteil) 170 € gezahlt, für die SSD etwa 70 € und für das Gehäuse 60 €. Außerdem habe ich einen W-LAN-Stick gekauft (40 €) und ein DVI-Kabel (6 €), auf dass Schwiegermama die Anzeige in Zukunft in digital genießen kann. Insgesamt also für den Rechner selbst 300 Euro, mit Zubehör etwa 350. Maus, Tastatur und Monitor werden vom alten System übernommen.
Und hier ist das gute Stück. Ich glaube, ich habe noch nie einen so aufgeräumten Rechner zusammengeschraubt. Aber gut, es steckt ja auch keine einzige Erweiterungskarte drin…
Und wie schnell ist er nun? Er ist schnell. Sicherlich macht er keine 60 FPS bei GTA V – aber für Office und co ist er sehr gut geeignet. Und er ist leise. Ich habe die Lüfter so eingestellt, dass sie erst bei höheren Temperaturen über 1000 Umdrehungen machen sollten.
Und weil ich Windows nicht mag, weil es ein Verfallsdatum hat, weil es unsicherer ist, weil es für die Schwiegermutter in spe egal ist, welches Betriebssystem unter ihren Programmen werkelt, und auch, weil es aus einem 350-Euro-Rechner einen 450-Euro-Rechner gemacht hätte, wird darauf nicht Windows, sondern Linux installiert. Doch davon demnächst mehr…