Neues von der Steam-Box: Teil 3

Heute nun der letzte Teil der Veröffentlichungstrilogie von Valve (Ankündigung, Teil 1, Teil 2). Wie erwartet geht es um ein neues Eingabegerät. Das hört sich spannend an, die Biofeedback-Sensation blieb aber aus.

Valve hat ein Problem. Von 187 Linux-Spielen lassen sich nur 28 (15%) komplett mit Gamepad steuern. Unter Windows sieht es prozentual noch schlechter aus, da sind es unter 10%. So ließe sich nur ein kleiner Teil der vorhandenen Spiele gut im Wohnzimmer spielen.

Valves Antwort darauf ist der „Steam Controller“. Von der Form her ähnelt er den üblichen Gamepads, zeigt aber deutliche Unterschiede in den Eingabemöglichkeiten (Photo). Er soll in der Lage sein, der Steam Machine eine Maus vorzugaukeln, und das in der von Spielern erwarteten Präzision und geringen Latenz.

An der Position der Daumen finden sich zwei Trackpads, die auch als Knopf fungieren. Sie sollen deutlich präzisere Eingaben als bisherige Controller bieten. Man verspricht „annähernd“ die Genauigkeit von Mäusen. Wenn das wahr ist, greift Steam nicht zu hoch, wenn sie behaupten, dass das einige Genres überhaupt erst per Gamepad zugänglich macht. Sie zählen „Cursor-gesteuerte Spiele“ (man kann hier an Adventures denken), Echtzeit- und Runden-Strategie sowie Simulationen auf. Auch Egoshooter profitieren natürlich von genauerer Steuerung, auch wenn hier die Hardcore-Spieler wohl kaum von der Maus abzubringen sein werden.

Valve schreibt, dass Trackpads ein Problem haben. Der Spieler fühlt nicht, was er tut, sie sind weniger „haptisch“. Um dem Abhilfe zu schaffen, wird Valve Force-Feedback-Mittel einbauen, die über das übliche Hermumgeruckle herkömmlicher Controller weit hinausgehen sollen. Der Controller soll in zwei Achsen vibrieren oder Kraft ausüben können, mit genauer Kontrolle über die Stärke, Frequenz und Richtung. Man könnte sich vorstellen, dass ein Schlag, den eine Figur abbekommt, oder ein Rempler in einem Auto­rennen dazu führt, dass das Gamepad in die entsprechende Richtung geschlagen wird. Die Kontrolle über die Frequenz und die Bandbreite der übertragenen Informationen gehen so weit, dass man das Feedback sogar dazu missbrauchen kann, Töne zu produzieren.

Zwischen den Trackpads wird sich ein Touchscreen befinden. Das ist in der Ära der Touchscreens keine allzu große Überraschung. Dieser kann vom Programmierer angesteuert werden und zum Beispiel dazu genutzt werden, durch eine Auswahl zu „wischen“. So erreicht man eine unbegrenzte Zahl an möglichen Aktionen mit einer begrenzten Zahl an Knöpfen. Das mag unter Umständen eine Tastatur ersetzen. Wenn das Spiel nicht zu viele Tasten innerhalb kurzer Zeit benötigt. Eine gute Idee – an der man merkt, dass bei Valve Spieler sitzen – ist dabei, dass der Touchscreen bei Verwendung als Overlay über das Bild auf dem Bildschirm gelegt wird. Man will als Spieler sein Steuergerät „blind“ bedienen können und nicht draufschauen müssen. Auch der Touchscreen kann wie ein Knopf geklickt werden.

Insgesamt hat der Controller 16 Knöpfe, von denen man 8 drücken kann, ohne die Daumen von den Trackpads zu nehmen. Er ist symmetrisch und somit genauso für Linkshänder geeignet (Schaubild). Die finale Version wird kabellos sein. Für uns, dir wir Maus und Tastatur lieben (wie sie das bei Valve selbst tun, wie sie so nett schreiben), gibt es dann noch die beruhigende Nachricht, dass auch die klassischen PC-Eingabegeräte weiterhin voll unterstützt werden.

Auch beim Steam Controller setzt Valve auf die Mitarbeit der Spieler. An Spiele angepasste Kon­fi­gu­ra­tionen können geteilt werden. Außerdem rufen sie dazu auf, am Controller selbst mitzuarbeiten, und zwar „vom Industriedesign bis zur E-Technik“. Auch die Steam-Controller werden als Teil des Beta-Tests ver­geben. Wieviele, hat Valve noch nicht veröffentlicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein paar mehr sein werden als die 300 Steam Machines, immerhin ist so ein Controller ja doch billiger.

Weitere Informationen zu Steam Machines, SteamOS und Steam Controller soll es ab nächster Woche in der entsprechenden Steam-Gruppe geben. Und Ankündigungen von AAA-Spielen wurden für die nächsten Wochen ja auch versprochen. Es bleibt spannend.

Nachtrag: Gut zwei Jahre später ist die Hardware nun erschienen.

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