Antichamber – Portal trifft Escher

Auf Antichamber hatte ich schon länger ein Auge geworfen. Mit dem Humble Indie Bundle 11 gibt es das Spiel jetzt auch für Linux (oder zumindest weiß ich seitdem davon). Antichamber, das ist, als würde man sich mit einer Portal-Kanone durch Gemälde von M. C. Escher puzzeln.

Antichamber-1

Portal werden zumindest viele PC-Spieler kennen. Mit einer Portal-Kanone kann man in diesem Spiel miteinander verbundene Ein- und Ausgänge in die Welt stanzen. Auf dieser Mechanik basieren dann die Rätsel, die es zu lösen gibt. Auch bei Antichamber bekommt man irgendwann eine Kanone in die Hand gedrückt, hier allerdings, um die allgegenwärtigen farbigen Klötzchen zu manipulieren.

Der Name M. C. Escher dürfte vielen bekannt sein. Vor allem aber dürften die meisten das eine oder andere Bild von ihm kennen. Am bekanntesten sind die Werke von geometrischen Unmöglichkeiten wie einer Treppe, die immer berg­auf, aber am Ende in sich selbst führt oder ein Bach, der sich am Ende in einem Wasserfall in seine eigene Quelle ergießt. Und so sieht dann auch die Topologie in Antichamber aus. Man kann sich nie sicher sein, ob einen der Rückweg dahin führt, wo man hergekommen ist. Und es kann einem buch­stäblich der Boden unter den Füßen weggezogen werden.

Man beginnt das Spiel ohne Erklärungen in einem leeren Raum. An einer Wand stehen die Erklärungen, wie man sich fortbewegt, eine zweite wird im Laufe der Zeit mit einer Karte der erkundeten Umgebung gefüllt und eine dritte mit Piktogrammen zu Lebensweisheiten, die man im Laufe des Spiels gemeiner­weise immer erst dann zu sehen bekommt, wenn man die Weisheit gerade gebraucht hat. Es ist wie im wahren Leben: Erfahrung ist das, was man kriegt, wenn man es gerade gebraucht hätte.

Die vierte Wand zeigt eine Tür, die mit „Exit“ überschrieben ist. Aber zwischen den Ausgang und den Spieler hat der Entwickler eine Glaswand und viel, viel Puzzlearbeit gestellt. Für mich hat sich beim Rätseln genau die richtige Spirale entwickelt. Von „Das geht doch gar nicht!“ über „Vielleicht könnte man …“ und „Ich bin der Größte!“ geht es meist sofort zurück zu „Das geht doch gar nicht!“ Bisher haben sich regelmäßig Fortschritte eingestellt, so dass ich hochmotiviert bei der Sache bin. Nach den Lebens­weis­heiten zu urteilen, die auf der Wand verewigt wurden, habe ich das Spiel jetzt vielleicht zu zwei Dritteln durch.

Und wie sieht es aus, dieses Antichamber? Erstaunlich. Erstaunlich einfach. Der Entwickler hat es ge­wagt, das Spiel zum großen Teil als Strichzeichnung anzulegen, in der einige Farbkleckse verteilt sind. Typisch für Antichamber ist das Bild am Anfang dieses Beitrags, das folgende ist ungewöhnlich auf­wändig.

Antichamber bunt

Vorwerfen könnte man dem Spiel, dass es einen oft schon mit Rätseln konfrontiert, für die man noch gar nicht die Mittel hat. Allerdings gibt es ein Indiz, das ich hier demjenigen verraten will, der es wissen möchte:

Tipp (aufklappen)
Es lohnt sich, auf die Farben der Klötzchen zu achten.

Antichamber gab es leider (als einziges Spiel aus diesem Humble Bundle) nicht für Linux unter Steam, sondern nur zum Herunterladen. Daher wurde die Zeit nicht gemessen, die ich damit verbracht habe. Aber das dürften schon diverse Stunden gewesen sein. Die Zeit spricht von „Stunden in Rätselstarre“. Der sehr treffende Bericht von Rock, Paper, Shotgun sagt zurecht: „at its best, Antichamber is an utterly consuming experience.“

Antichamber ist für Linux, Mac und Windows erhältlich, derzeit für einen Preis deiner Wahl, ansonsten für 19 Euro. Der Kauf des Bundles hat sich für mich schon allein für dieses Spiel gelohnt. Auch seinen normalen Preis ist es meines Erachtens voll wert.

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