125 Jahre Topfschlagen

Als geborener Wessi war ich häufiger an der Nordsee als an der Ostsee, obwohl letztere geographisch näher liegt. In Dänemark und Schweden habe ich die Ostsee schon besucht, nur in Deutschland noch nie. Über Pfingsten waren die tollste Frau vonne Welt und ich nun aber auf dem Darß. Dort haben wir den lokalen Brauch des Tonnen­abschlagens kennengelernt.

Tonnenschlagen 0Der Tonnenbund Born hatte anlässlich seines 125jährigen Bestehens zu einem Volksfest geladen, in dessen Mittelpunkt der Wettbewerb des Tonnenabschlagens stand. Dazu wird in drei bis vier Meter Höhe ein Heringsfass aufgehängt. Die Teilnehmer reiten dann einzeln im Galopp an, versetzen dem Fass jeweils mit einer Keule, die an einen Baseballschläger erinnert, einen Schlag, und bringen das Pferd so­gleich wieder zum Halt. Wer das letzte Stück des Fasses vom Deckel abschlägt, ist „Stäbenkönig“. Nach dieser Runde wollten wir schon (wie viele andere Touristen) gehen, haben aber zum Glück mit­be­kommen, dass die Königsdisziplin erst noch kommen sollte: das Zerschlagen des Eichenholzdeckels. Das hat so lang gedauert, dass schließlich das Fass heruntergelassen, von den Experten begutachtet und mit einer Axt und einem sanften Schlag präpariert wurde. Der Rest ging dann ziemlich schnell.

Das nenn' ich mal Vorwärtsdrang...
Das nenn‘ ich mal Vorwärtsdrang…

Die Teilnehmer waren hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) Männer. Von jüngeren bis zu solchen, die sicherlich Großvater sind, war alles dabei. Zwei der Reiter dürften wohl 70 gewesen sein.

Da würde ich gerne sagen, so fit wäre ich mit 70 auch gerne. Aber ich fürchte fast, ich sollte mir wünschen, ich wäre heute so fit. Das sehr flotte Anreiten, einmal kräftig auf das Fass Einschlagen und gleich wieder Stoppen sieht schon nach einiger Anstrengung aus. Die tollste Frau vonne Welt hat mich ein paar Mal aufs Pferd gesetzt, daher weiß ich, dass sich dabei durchaus auch der Reiter anstrengt. Und dass ich schon mit dem Trab arge Probleme habe.

Tonnenschlagen 1
Alter schützt die Fässer nicht.

Interessant zu erfahren war, dass wohl nicht jeder einem verwandten Teilnehmer für den Sieg die Daumen drückt. Der Sieger, der „Tonnen­könig“, muss im folgenden Jahr alle Teilnehmer bewirten, und das wird wohl durchaus teuer. Gewonnen hat schließlich ein Teilnehmer, dem in 25 Jahren noch nie ein Sieg gelungen war. Und sein Vater war genau 50 Jahre vorher, zum 75jährigen Jubiläum, Sieger geworden.

 

So sehen Sieger aus!
So sehen Sieger aus!

Falls einer der Tonnen-Schläger hier vorbeikommen sollte, möge er sich übrigens von der flapsigen Überschrift nicht beleidigt fühlen. Ich habe durchaus Respekt vor der Leistung, die da vollbracht wird.

Ein Gedanke zu „125 Jahre Topfschlagen“

  1. Hallo Eike, habe gerade deine ziemlich korrekte Schilderung des Tonnenabschlagens gelesen. Hast gut aufgepasst und beobachtet! Hatte ich nach der Überschrift nicht erwartet. Hast du nur die drei Fotos geschossen oder schlummert da noch ein kleiner Schatz in deinem Archiv? Wir Teilnehmer bzw. Mitglieder, sind den ganzen Tag eingespannt und freuen uns dann immer, wenn uns mal jemand Fotomaterial zur Verfühgung stellt.
    Kannst dir auch mal unsere Website ,,Tonnenbund Born auf dem Darß e.V./ Unsere Tradition ansehen“. Falls es dich interessiert! Melde dich doch mal.
    MfG Reiner

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